Ärger mit der S 7: Rauswurf nach Fahrplan

WOLFRATSHAUSEN - Verspätungen, Ausfälle und ungeplante Richtungswechsel – das ist fast Alltag auf der S-Bahnstrecke zwischen München und Wolfratshausen. Ein Fahrgast fordert jetzt von der Bahn Geld zurück. Wie seine Chancen stehen...
Eigentlich heißt die Endstation der S 7 Wolfratshausen – manchmal aber auch Höllriegelskreuth, Hohenschäftlarn oder Icking, wenn die S 7 auf der eingleisigen Strecke die Richtung wechselt. „Dann werden die Leute – egal, ob Alte und Gebrechliche, Kinder oder Pendler – bei Wind und Wetter auf dem Bahnsteig abgestellt und dürfen auf eine andere Bahn warten, die sie bis zur Endstation bringt“, sagt Holger K..
Er fährt seit zwei Jahren täglich mit der S7 ab und bis Wolfratshausen. „Was wir Reisende in den letzten Monaten auf der Strecke erleben, grenzt an bodenlose Frechheit und Unfähigkeit.“ Neben den zwischenzeitlichen Rausschmissen, ärgert er sich über die Unpünktlichkeit. Holger K. sagt, dass an Werktagen fast jede S7 nicht nach Fahrplan oder gleich überhaupt nicht fährt – ob sie ankommt oder wegfährt.
Offiziell heißt es bei der Bahn: Die durchschnittliche Pünktlichkeit der S7 weist in den letzten drei Monaten keine signifikanten Unterschiede auf. „Wir fahren auf der S 7 durchschnittlich mit einer Pünktlichkeit von über 90 Prozent“, betont eine Sprecherin der Bahn. „Aufgrund von Störungen, kann es sein, dass die S7 vorzeitig umdreht, damit wir ein Aufschaukeln von Verspätungen im ohnehin stark belasteten S-Bahnnetz vermeiden können.“ Das heißt: Die S7 fährt zurück Richtung Stadt, der Zeitplan wird wieder zurecht gerückt – nur die Wolfratshauser, die haben den Schaden.
Äste ragen in die Oberleitung
Zudem fährt die S7 ab der Haltestelle Großhesselohe-Isartalbahnhof stets eingleisig. Für weitere Verzögerungen sorgen die Waldwege ab Solln. „Um Bäume, deren Äste in die Oberleitung geraten, kümmerte sich früher Personal. Jetzt sind die Grundstückseigentümer zuständig“, sagt Andreas Nagel von der Interessensvertretung „Aktion Münchner Fahrgäste“. Dadurch käme es häufiger zu Störungen.
Die Bahn kennt die Probleme, da ist Nagel sich sicher – „aber die S7 wird stiefmütterlich behandelt“. Holger K. fordert für drei Monate eine Rückerstattung von 25 Prozent des monatlichen Preises seiner „IsarCard Abo“-Jahreskarte. Pro Jahr zahlt er 1161 Euro. Rechtsanwalt Alexander Weindel: „Auf den ersten Blick schließen die Allgemeinen Geschäftsbedingungen der Bahn die Möglichkeit auf Rückerstattung aus. Es bedarf einer detaillierten Prüfung.“
Dorina Herbst