Ärger in der Schranne: „Leider wird viel geklaut“

Die neue Schrannenhalle ist attraktiv für die Diebe. Von Schokolade und Schampus bis zu Schmankerln lassen die Diebe alles mitgehen, was gut und teuer ist.
von  Tina Angerer, Kimberly Hoppe

Die neue Schrannenhalle ist attraktiv für die Diebe. Von Schokolade und Schampus bis zu Schmankerln lassen die Diebe alles mitgehen, was gut und teuer ist. Schrannen-Hauptmieter Michael Käfer ist alarmiert: „Die Diebstahlquote muss so niedrig wie möglich gehalten werden und das ist derzeit ein ernstes und wichtiges Thema.“ Welche Maßnahmen jetzt im Gespräch sind

München - Genau zwei Wochen ist es her, dass die neue Schranne eröffnet hat: Genusstempel wird sie oft genannt, Feinkost-Halle sagen andere. Denn was es da zu kaufen gibt, ist, wie man es neudeutsch sagt, aus dem gehobenen Segment, hochpreisig. Kundschaft hat die neue Schranne zahlreich – aber offenbar sind manchen die Preise dann doch so hoch, dass sie für das Savoir Vivre lieber gar nicht zahlen – und zu ordinären Dieben werden.

Neven Novosel betreibt neben „Trüffel & Pastete“ und dem „Andechser Biomilch- Standl“ auch den großen Steirer Laden. Die aussichtsreiche Empore gegenüber von Käfers Marktrestaurant ist einer der attraktivsten Standorte in der ganzen Halle – leider auch für die Klauer. „Vor allem beim Steirer Standl wird viel gestohlen – und zwar so ziemlich alles“, erzählt Novosel der AZ. Zig Produkte würden fehlen, die nie bei Abrechnungen auftauchen. „Schokolade, Marmelade, aber auch größere Objekte wie Weinflaschen werden mitgenommen.“


Offenbar läuft der Diebstahl oft vor aller Augen ab. Novosel: „Es ist traurig, dass manche Gäste so dreist sind. Sie tun so, als könnten sie wie früher überall zahlen, nehmen die Sachen im Korb mit und hauen dann einfach ab, ohne zu zahlen.“ Der Steirer Laden hat zwar einen Sicherheitsmann – der hat auch schon einen Champagner- Langfinger erwischt. „Doch das reicht lange nicht, wir können ja nicht jeden Gast beim Verlassen der Schranne kontrollieren.“

Genaue Zahlen hat Novosel erst, wenn der Monat rum ist: „Aber ich weiß schon jetzt, dass es wirklich schlimm ist.“ Novosel ist nicht der einzige, der sich über gierige Kunden beschwert. Auch Michael Käfer ist leidgeplagt: „Zahlen habe ich noch nicht, aber vom Gefühl her weiß ich, dass leider viel geklaut wird“, sagt er. „Gerade bei uns lädt es ja auch ein, so verführerisch alle Waren da herumliegen. Ich würde es aber ungern ändern, weil es ja eine offene Markthalle sein soll. Deshalb hoffe ich mehr auf die Moral unserer Gäste.“

Gerade die offene Konstruktion der Halle ist es, die vielen gefällt. An beiden Seiten sind die Glastüren geöffnet. Die Besucher strömen von allen Seiten in die Halle – und in alle Richtungen wieder raus. Dank der Neugierde der Münchner ist die Halle gut besucht – und deswegen unübersichtlich voll. „Bis jetzt waren über 50 000 Menschen in der Schranne, zwischen den Massen ist es schwer, den Einzelnen zu kontrollieren“, sagt Käfer.


Felix Eichbauer vom Tantris- Standl wunderte sich bereits am Eröffnungstag über die Selbstbedienung. „Am ersten Tag wurde bei uns geklaut, das war irre! Da haben manche Leute sogar die Folien der Tabletts aufgemacht und sich das Essen ungefragt genommen“, berichtet er. „Seitdem läuft es aber toll, unser Standl ist ja auch kleiner und überschaubarer. Leider hörten wir bei einer internen Besprechung der Standl-Betreiber, dass die Klauerei in der Schranne weit verbreitet ist.“

Dass der Appell an die Moral nicht reichen wird, ist den Betreibern klar. „Die Diebstahlquote muss so niedrig wie möglich gehalten werden und das ist derzeit ein ernstes und wichtiges Thema“, sagt Michael Käfer. Neven Novosel vom Steirer Laden will nun von einem Sicherheitsmann auf sechs aufstocken. „Anders geht es leider nicht.“ Aber auch andere, drastischere Maßnahmen sind im- Gespräch. Käfer: „Wir wollen die Situation an den Ein- und Ausgängen ändern und verbessern.

Die Zahl soll beschränkt werden, um es kontrollierbarer zumachen.“ Und: „Wir denken über eine noch klarere Wegführung nach, über Waren-Trennungen – und über so ein Scanning, dass es bei geklauten Produkten am Ausgang piepst“, sagt Käfer. Wird die Schrannenhalle zur Schrankenhalle? „Es wäre schade, wenn es so weit kommen muss“, sagt Michael Käfer. „Wir sind eine Markthalle und kein Kaufhaus. Alles in allem bin ich aber höchst zufrieden, wie toll die Schranne angenommen wird.“

 

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