Adoptionen im Trend

Bei der Übertragung von privaten Immobilien werden derzeit nahe Verwandte noch weniger stark belastet als entferntere. Damit wird bald Schluss sein. Weil Erben künftig mehr zahlen müssen, sind Adoptionen so attraktiv – 40 Prozent Zuwachs allein in München.
Adoptionen liegen im Trend. Und: „Der Boom wird weitergehen“, sagt Klaus Michael Groll, Präsident des Deutschen Forums für Erbrecht. Allein am Amtsgericht München wurde im Vergleich zu den Vorjahren ein 40-prozentigen Zuwachs bei den Adoptionen verzeichnet.
Den Boom ausgelöst hat ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom Dezember 2006. Die aktuelle Steuergesetzgebung war damals als verfassungswidrig verworfen worden. Nun wird der Gesetzgeber die Übertragung von privaten Immobilien wohl steuerlich mehr belasten. Der augenblickliche Gesetzentwurf sieht dabei vor, dass nahe Verwandte weniger stark belastet werden als entferntere Verwandte. Das macht Adoptionen so attraktiv.
Lange Schlangen von Adoptionswilligen
Groll rechnet vor: „Erbt ein Neffe von seinem Onkel eine Münchner Immobilie von 600000 Euro, muss er derzeit durchschnittlich 63 800 Euro Erbschaftsteuer zahlen. Wird er adoptiert, sind es nur noch etwa 10 000 Euro. Kommt aber das neue Steuerrecht, sind 174 000 Euro fällig.“ Dass sich bei solchen Summen lange Schlangen von Adoptionswilligen bilden, ist da nur logisch.
In Niederbayern, erzählt Groll von einem Fall aus seiner Praxis, adoptierte ein Ehepaar einen Nachbarn, der sich Tag und Nacht um sie kümmerte. Der Lohn: Irgendwann wird er 1,5 Millionen Euro erben. Und dank der Adoption über 200 000 Euro Steuern sparen.
Kehrseite nicht unterschätzen
Die Kehrseite dürfe man aber nicht unterschätzen, gibt Groll zu bedenken. Unterhaltsansprüche gehen in beide Richtungen. Und: Wer adoptiert wird, muss den Namen der Adoptiveltern annehmen. Nur in begründeten Fällen dürfe man den eigenen Namen voranstellen.
Auch kann nicht jeder jeden adoptieren. Das Vormundschaftsgericht prüft genau, ob tatsächlich ein Eltern-Kind-Verhältnis bei den Antragstellern vorliegt.
Katharina Rieger