Adieu, guter Geist von Giesing!

Nach 31 Jahren als Wirt in München kehrt er zurück nach Griechenland. Wie es Dimitros Marantos schaffte zur Institution zu werden - und warum Giesing nun ärmer wird.
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Dimitros Marantos und seine Frau: In 31 Jahren in der Giesinger Edelweißstraße wurde der Wirt zu einer Institution.
Daniel von Loeper Dimitros Marantos und seine Frau: In 31 Jahren in der Giesinger Edelweißstraße wurde der Wirt zu einer Institution.

MÜNCHEN - Nach 31 Jahren als Wirt in München kehrt er zurück nach Griechenland. Wie es Dimitros Marantos schaffte zur Institution zu werden - und warum Giesing nun ärmer wird.

Dimitros Marantos ist in 31 Jahren der gute Geist von Giesing geworden. So lang führte er in der Edelweißstraße das Lokal Parthenon. Rund um den Alpenplatz wurde Dimitros zur Institution. Doch kürzlich gingen die Lichter aus im Lokal, Dimitros geht mit seiner Frau zurück nach Griechenland. „Nach München werde ich immer wieder kommen“, sagt er. „Das ist schließlich meine zweite Heimat.“

Dimitros sitzt mit dem Stammgast Manfred Schuster am ersten Tisch links und lächelt. Es war eine schöne Zeit in Deutschland. 1968 kamen er und seine Frau nach München. Er kellnerte bei der Deutschen Schlaf- und Speisewagen-Gesellschaft, später in einem Münchner Restaurant. Dann besorgte er sich einen Gewerbeschein und pachtete die Räume in Giesing.

"Das Viertel wird ärmer ohne Dimitros"

Er zog dekorative Tempelsäulen ein, hängte Fotos vom Meer und Olivenhainen und Drucke aus der Heimat an die Wände, drapierte eine Hellenen-Fahne dazu. Ein paar Pflanzen, ein kleines Radio auf dem Fensterbrett, ein sauberer Tresen – so wollte Dimitros das haben, und so mochten’s die Gäste. „Das Viertel wird ärmer, wenn er nicht mehr da ist“, sagt Manfred Schuster. „Viel ärmer. Hier ist Dimitros berühmt für seine Gutmütigkeit.“

Als die Schusters vor zehn Jahren nach Giesing zogen, dauerte es nicht lange, und sie waren Stammgäste im „Parthenon“. Sie konnten gar nicht anders: Dieser Wirt war so nett. Schon bald kümmerte er sich um Herrn Schusters Blumen. Und wenn er das Gefühl hatte, seinem Freund ging es nicht gut, fing er ihn auf der Straße ab und schenkte ihm einen Ouzo ein. „Erzähl’, was ist los mit Dir?“

Ein Bier und ein Essen für den taurigen Mann mit den Rosen

Dimitros half jeden Tag der Frau Stein, die 96 ist, in die Wirtschaft und brachte ihr ein nicht zu kaltes Bier. Der Mann mit den Rosen, der aus Bangladesh kommt und so ein trauriges Gesicht hat, bekam jeden Abend ein Bier und ein Essen. Dimitros marschierte mehrmals in der Woche zum Ostfriedhof und sah nach, ob auch alle Gräber verstorbener Stammgäste gepflegt sind. Wenn nicht, dann hat er das besorgt. Wenn ein Kunde den Geldbeutel vergessen hatte, sagte er: „Macht nichts, heute isst Du, bezahlen kannst Du ein anderes Mal.“

Und er war immer für lustige Geschichten gut. Zum Beispiel hat er auf dem Alpenplatz an einer Grünfläche einen Gemüsegarten angelegt, mit Tomaten, Paprika, Blumenkohl und Kartoffeln. Den hat er acht Jahre lang bewirtschaftet. Bis die Zivilpolizisten einschritten. „Dabei hat es niemanden gestört.“

31 Jahre haben seine Frau und er das „Parthenon“ bewirtschaftet. Morgens Einkäufe, mittags Büro. Um fünf Uhr nachmittags kamen die ersten Gäste, um eins in der Früh’ gingen die letzten. Dann machte Dimitros den Laden sauber und stieg gegen zwei Uhr zum Schlafen in seine Wohnung.

Endlich Zeit für lange München-Spaziergänge

31 Jahre. Nie krank. Kein Ruhetag. Zwei Wochen Urlaub pro Jahr. Jetzt ist Schicht. „Ich bin 65. Zeit, ein Ende zu machen.“

Er freut sich auf Griechenland. Und er freut sich auf die München-Besuche. Bei Freunden werden sie wohnen. „Und ich werde endlich mal die Zeit haben, lange Spaziergänge in der Stadt zu machen. Das habe ich mir immer gewünscht.“

Detlef Vetten

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