ADFC: Münchens Winterdienst ist schlecht
München - Mit dem Winterdienst waren heuer viele Radler unzufrieden. Das zeigte eine Befragung des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) München. Die Ergebnisse stellte der Verein gestern Baureferentin Jeanne-Marie Ehbauer von den Grünen vor. Die kündigte sofort an: Es soll besser werden. Doch dafür sei wohl auch mehr Personal und mehr Geld notwendig.
"Wenn schon die Hardcore-Radler ein Problem haben, haben andere erst recht Angst"
Bei der Umfrage haben 810 Radler mitgemacht, die meisten davon schwingen sich bei egal welchem Wetter aufs Rad. 59 Prozent hielten heuer den Winterdienst für schlecht, 27 sogar für sehr schlecht, macht also 86 Prozent unzufriedene Radler. "Und wenn schon die Hardcore-Radler ein Problem haben, haben andere ja erst recht Angst", sagt ADFC-Vorsitzende Andreas Schön.
Wenn der Radweg zu glatt ist, weichen die meisten auf die Autofahrbahn auf. Doch dort mussten die Radler oft gefährliche Situationen mitmachen: Fast alle gaben an, dass Autofahrer zu nah an ihnen vorbei fuhren, 36 Prozent sind laut Umfrage beleidigt oder angehupt worden.
18 Prozent erlebten die Situation als lebensbedrohlich und 45 Prozent gaben an, sich diesen Winter verletzt zu haben. 21 Prozent finden sogar, dass sich der Winterdienst verschlechtert hat.
45 Prozent der Münchner Radler waren diesen Winter verletzt
Alles keine Nachrichten, über die sich eine grüne Baureferentin, die bei Amtsantritt ankündigte, die Radinfrastruktur auszubauen, freuen dürfte. Denn eigentlich gibt es ein Winterroutennetz, dort soll innerhalb von zwei Stunden geräumt werden. Doch die Umfrage des ADFC zeigte auch: Von diesem Netz weiß kaum jemand und nur wenige würden einen Umweg in Kauf nehmen, um auf diese Straßen zu gelangen.
Umfrage hilft Klarheit zu schaffen: "Wir wollen die Verkehrswende"
Ehbauer sagte trotzdem: "Ich habe mich über die Umfrage gefreut." Sie könne ihr helfen, denn: "Wir wollen die Verkehrswende." Radfahren solle bei jedem Wetter besser möglich sein. Ehbauer betonte aber auch, dass es nicht ganz einfach werden könnte. Denn schon jetzt müsse ihr Personal die Radwege oft intensiver betreuen als die Straßen. Denn anders als auf den Straßen setzt das Baureferat hier kein Salz ein. Außerdem sind die Räumfahrzeuge kleiner, also auch langsamer.
Salz auf winterlichen Radwegen ist keine Option
Ehbauer will deshalb ein neues Konzept ausarbeiten. Sie hält es für denkbar etwa auf Brücken, wo keine Bäume wachsen auch Sole, ein Wasser-Salz-Gemisch, zu versprühen. Auf Radwegen wird sie aber weiterhin kein Salz einsetzen. Dafür hat Ehbauer auch eine Erklärung: München versuche das Schwammstadtprinzip umzusetzen, also möglichst viel Wasser im Boden zu speichern und nicht über die Kanalisation abzuleiten.
Geh- und Radwege werden deshalb laut Ehbauer in die Grünflächen hinein entwässert. "Und da habe ich eine klare Linie: Ich will kein Salz in den Baumgruben", sagte sie. Ehbauer will nun gemeinsam mit dem ADFC herausfinden, welche die wichtigsten Radl-Routen sind. "Das wird eine Detailarbeit", glaubt sie. Wenn das Konzept fertig ist, will sie es dem Stadtrat vorstellen. Und dann sei es auch eine politische Entscheidung, ob der Stadtrat bereit ist, mehr in den Winterdienst zu investieren. Denn ohne genug Personal und die passenden Fahrzeuge gehe es nicht.
Außerdem will Ehbauer die Kommunikation verbessern. Sie kann sich vorstellen, das Winterroutennetz nicht nur online mehr zu verbreiten - sondern auch analog: mit Schildern.
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