Achtjährige vom Vater missbraucht?

45-Jähriger auf der Anklagebank: Platzt der Prozess, weil Ermittler illegal vorgingen? Der Verdächtige soll die 8-Jährige missbraucht und Bilder davon gemacht haben.
MÜNCHEN - Die Beweise, die die Anklage aufführt, zeichnen ein monströses Bild. Johan C. (45, Name geändert) hat nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft seine achtjährige Tochter nicht nur bei Sex-Spielen missbraucht, sondern davon auch Bilder gemacht. Die Anklage wirft dem Gilchinger sexuellen und schweren sexuellen Missbrauch sowie den Besitz kinderpornografischen Schriften in 8992 Fällen vor.
Bei insgesamt drei Durchsuchungen im März, Juli und November 2010 fanden die Ermittler 8660 Bilder mit kinderpornografischen Darstellungen auf den Festplatten des Unternehmensberaters. Dazu 332 Videos mit Kinderpornografie.
Doch der Prozess gegen ihn könnte sogar platzen. Verteidiger Gerhard Bink glaubt jedenfalls, dass die Beweise gegen seinen Mandanten auf illegale Weise zusammengetragen wurden. Sollte dies stimmen, stünde eine Beweisverwertungsverbot im Raum.
Bink stellte den Antrag auf Einstellung des Verfahrens. Seine Begründung: Bei den Nachdurchsuchungen in den Wohnräumen von Johan C. fehlte der konkrete Tatverdacht. Die Ermittler haben zudem Computer-Daten aus dem Herbst 2009 genutzt und damit unrechtmäßig auf Vorratsdatenspeicherung des Telefonanbieters zurück gegriffen haben.
Richterin Petra Beckers stellte den Antrag zurück. Zuvor hatte sie den Verteidiger aber auf eine Entscheidung des Bundesgerichtshofes zur Vorratsdatenspeicherung hingewiesen. Zumindest dieser Teil des Antrags habe daher wenig Aussicht auf Erfolg.
Sie ließ die Anklage verlesen. Johan C. hüllte sich zu den schweren Vorwürfen erst einmal in Schweigen.