Abzocke mit Billig-Wasser

MÜNCHEN - Wer in Gaststätten teures Mineralwasser bestellt, wird nicht selten mit Discounter-Ware abgespeist. Was Verbraucher tun können, um dem Täuschungsmanöver zu entgehen.
In der Gastronomie wird nicht nur mit billigem Käse-Imitat oder Mogel-Schinken getrickst. Auch beim Wasser werden die Kunden mitunter über den Tisch gezogen. In hochpreisige Mineralwasser-Flaschen wird gern einfaches Tafel-, aufgesprudeltes Leitungswasser oder Discounterware umgefüllt, wie das Hamburger Institut für Hygiene und Umwelt nach Stichproben kritisiert hat.
Billig statt teuer – dieses Täuschungsmanöver sei „gang und gäbe in der Gastronomie“, weiß auch Andrea Danitschek von der Verbraucherzentrale Bayern. „Das ist klarer Betrug“, erklärt Stefanie Heckel, Pressesprecherin des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes.
„Man kriegt die Wasserflache in vielen Lokalen nur noch geöffnet"
Die Arglosigkeit der meisten Gäste macht den Schwindel erst möglich. Denn kaum jemand weiß, dass natürliches, an der Quelle abgefülltes Mineralwasser vom Gesetzgeber geschützt ist. Es darf im Restaurant erst am Tisch geöffnet werden – und zwar innerhalb der gesamten Europäischen Union. Der Wirt muss dafür sorgen, dass es nur in original verschlossenen Flaschen serviert wird. So ist es in der Mineral- und Tafelwasserverordnung festgeschrieben. Quasi als Qualitätsbeweis – ähnlich wie ein Wein, der erst vor den Augen der Gäste entkorkt wird.
„Aufpassen! Man kriegt die Flasche Mineralwasser in vielen Lokalen nur noch geöffnet“, sagt Janne Klöpper vom Hamburger Hygieneinstitut. Wem das passiert, der darf sie zurückgehen lassen und eine verschlossene verlangen. Wird ausdrücklich Mineralwasser bestellt, muss diese Qualität auch garantiert in der Flasche sein. „Wer schon bereit ist, 5 Euro dafür zu zahlen, braucht sich nicht mit Aufgesprudeltem abspeisen lassen“, betont die Expertin.
Das preiswerte Wasser der Discounter nimmt den traditionellen Abfüllern immer mehr Kundschaft ab. So kostet der Liter quellfrisches Mineralwasser bei Aldi oder Lidl etwa 13 Cent. Nur Leitungswasser ist noch billiger. Für Markenware muss oft das Vierfache hingeblättert werden, für Nobelwässerchen noch mehr. Kein Wunder, dass der Wasser-Schwindel keine Seltenheit ist. Denn entdeckt wird er so gut wie nie: Der Verbraucher kann nicht herausschmecken, welches Wässerchen er da serviert bekommt.