Abu Adam: Wieso er seine Zweitfrau nicht belastet

Sie hat Prügelvorwürfe erfunden und ihn damit ins Gefängnis gebracht. Nun steht sie vor Gericht.
MÜNCHEN Magenschmerzen hat er, Kreislaufprobleme auch, seit er vor drei Monaten aus dem Gefängnis entlassen wurde. Wenn Imam Abu Adam (41) heute Mittag vor dem Münchner Amtsgericht seiner syrischen Zweitfrau Shaza H. (31, er nennt sie Ashia) gegenübertritt, wird das ein bitterer Gang für ihn. Ashia hatte ihn beschuldigt, sie misshandelt zu haben.
Ihr die Nase, die Rippen, den Arm gebrochen zu haben. 79 Tage saß der Prediger aus der Darul-Quran-Moschee beim KVR deshalb in Untersuchungshaft in Stadelheim, wo er 33 Kilo abnahm, weil er kaum aß. Dann räumte die Frau ein: „Ich habe gelogen“. Heute muss sich Ashia vor Gericht verantworten. Der Vorwurf: Freiheitsberaubung und falsche Verdächtigung.
Noch einmal wird die Syrerin, die einen schwarzen Niqab-Schleier über dem Gesicht trägt, schildern müssen, was im Dezember in der Wohnung der Familie wirklich geschah. Wie es zu dem Ehestreit am Vorabend der Verhaftung gekommen ist. Ein Eifersuchtskrach innerhalb einer Vielehe?
Der Imam ist nach islamischem Recht mit insgesamt drei Ehefrauen verheiratet und lebte mit ihnen und zehn Kindern unter einem Dach. Weitere zwei Babys wurden wenig später von den beiden anderen Ehefrauen Aisha (36) und Arwa (27) geboren – da saß der Imam schon in Haft. Ashia wird schildern müssen, wie sie sich die Verletzungen, die ein Arzt feststellte, tatsächlich zugezogen hat. Sie leide unter extremen Schwindelgefühlen, hatte sie zuletzt der Polizei erzählt. Sie sei mehrfach über ihre bodenlangen Gewänder gestürzt und die Treppe hinuntergefallen.
Die Vorwürfe gegen ihren Mann habe sie frei erfunden, um dieser Ehe zu entfliehen, sich scheiden lassen zu können und das Sorgerecht für ihre zwei Töchter (1 und 3) zu bekommen. Die Mädchen hat sie aus der Großfamilie geholt und zu ihren Eltern nach Syrien bringen lassen. Der Imam hat seither keinen Kontakt zu den Kindern.
Wie groß ist seine Wut auf die Frau, die den als Friedens-Prediger bekannten Imam als vermeintlichen „Frauenschläger“ in die Schlagzeilen brachte? Die seine Predigten für Gewaltfreiheit, gegen islamische Terror-Organisationen, gegen den Dschihad mit ihrer Anschuldigung Lügen strafte? Unter dem „Rufmord“, sagt er, habe nicht nur er gelitten, sondern auch seine anderen Frauen und die Kinder, die in der Schule angegriffen und beleidigt wurden. „Ich war zornig im ersten Moment“, erzählt Abu Adam der AZ, „aber nicht lange.
Diese Gefühle waren schnell verflogen. Ich habe verstanden, dass sie einen Grund hatte, das zu tun. Ashia hatte Depressionen nach der Geburt ihres zweiten Kindes. Wenn die Hormone so durcheinander geraten, weiß ein Mensch nicht, was er tut.“ Er wird, so sagt er, seine Frau vor Gericht als Zeuge nicht belasten. „Sie ist seelisch sowieso belastet.“ Für Muslime, sagt er, gehöre es sich nicht, gegen ihre Frauen zu sprechen: „Wir wissen, dass Frauen emotionaler sind als Männer. Wir verstehen ihre Natur.
Sie haben ihre Tage, sie sind empfindlich. Es kann passieren, dass sie genervt sind und auch mal schreien oder schlagen. Aber ihr Herz ist größer als das der Männer. Ich hoffe, dass Ashia bald frei kommt und alles gut für sie wird.“ Zu klären hat das nun das Gericht, dort muss Ashia heute ihren Gesichtsschleier ablegen.
Die Erlaubnis dafür hat sie sich (nachdem ein erster Prozess geplatzt ist, weil sie sich vor dem Richter nicht enthüllen wollte) per Fax von einem Imam aus Saudi-Arabien eingeholt. Ashias Anwältin Annette von Stetten rechnet fest damit, dass die Frau mit einer Bewährungsstrafe davonkommt. Ob sie danach zurückkehrt zu ihrem Mann, dem Imam, und seinen Frauen? Abu Adam dazu: „Ich liebe sie immer noch. Aber es ist mir egal, was sie tun wird. Solange es richtig für sie ist.“