Abtreibungsgegner: Sponsert Adelholzener die Demo "Marsch fürs Leben"?

Die Organisatorin des Münchner "Marsch fürs Leben" behauptet auf der Demonstration am Samstag, dass die bekannte Getränkefirma Adelholzener sie gesponsert habe. Doch stimmt das tatsächlich? Was das Unternehmen aus Oberbayern dazu sagt.
von  Jan Krattiger
Eine Frau beim "Marsch fürs Leben", einer Demo von Abtreibungsgegnern. (Archivbild)
Eine Frau beim "Marsch fürs Leben", einer Demo von Abtreibungsgegnern. (Archivbild) © Tobias Hase/dpa

München - Wer in München durstig ist, kommt daran fast nicht vorbei: Die Mineralwasser- oder Schorleflaschen von Adelholzener mit ihrem markanten Bergspitzen-Design sind im Supermarkt, beim Imbiss und oft auch im Büro allgegenwärtig.

Adelholzener: Sponsert der Getränkehersteller den Münchner "Marsch fürs Leben"?

Umso erstaunter waren Gegendemonstrantinnen beim "Marsch fürs Leben" am vergangenen Samstag auf dem Königsplatz, als dessen Organisatorin Silja Fichtner erwähnt, dass Adelholzener Sponsor dieser Demonstration sei. Also einer Veranstaltung von Abtreibungsgegnern bis tief ins evangelikale und rechte Spektrum.

Das hat die Chefin des Vereins "Stimme der Stillen" auch bereits vergangene Woche in einem Interview mit dem Portal "Corrigenda" behauptet.

Die Teilnehmerinnen der Gegendemonstration hatten am Samstag prompt reagiert und entsprechende Parolen skandiert: "Nie, nie, nie wieder Adelholzener!" war unter anderem zu hören.

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Aber stimmt das wirklich? Unterstützt die Getränkefirma Adelholzener den Münchner "Marsch fürs Leben"?

Eine Nachfrage bei der Pressestelle gibt Aufklärung, aber es ist etwas kompliziert: Das hängt damit zusammen, wie die Firma Adelholzener historisch gewachsen und organisiert ist.

Adelholzener: Kongregation der Barmherzigen Schwestern ist alleinige Gesellschafterin

Die Münchner Kongregation der Barmherzigen Schwestern (eine katholische Lebensgemeinschaft) hat 1907 das Kurhaus Adelholzen gekauft, zu dem die Adelholzener Quelle gehörte. Sie begannen damit, das Wasser in Flaschen abzufüllen und in ihre Pflegeeinrichtungen in München zu bringen. Daraus entstand schließlich die Getränkefirma, die in München jeder kennt.

Heute ist Adelholzener ein eigenständiges Unternehmen, alleiniger Gesellschafter ist aber nach wie vor der Orden der Barmherzigen Schwestern. Und der bestimmt auch nach wie vor mit, was bei Adelholzener läuft: "Es gibt kein Produkt, das wir auf den Markt bringen, bevor die Schwestern es nicht gesehen haben", sagte Adelholzener-Geschäftsführer Stefan Hoechter dem Webportal des Münchner Kirchenradios im Februar 2023.

Adelholzener und der "Marsch fürs Leben": Kein Sponsoring?

Im Alltagsgeschäft soll das aber eigentlich keine Rolle spielen. Adelholzener hält darum auf AZ-Anfrage fest:

"Die Adelholzener Alpenquellen GmbH sind und waren kein Sponsor der betreffenden Veranstaltung. Wir sind ein weltoffenes und politisch strikt neutrales Unternehmen und schließen Sponsorships von politisch intendierten Veranstaltungen grundsätzlich aus. Bezüglich der Inhalte und Teilnehmern des 'Marsch des Lebens' können und möchten wir uns entsprechend nicht äußern."

Aber – und dieses aber ist wichtig – dennoch haben die Veranstalter des "Marsch fürs Leben" Adelholzener-Flaschen gespendet bekommen. Laut Adelholzener eine "kleine Produktspende", die "unabhängig von politischen Absichten eine Initiative aus dem Umfeld unseres Gesellschafters war".

Konkreter möchte Adelholzener die Fragen zum Sponsoring nicht beantworten. Ganz unrecht hat die Demo-Organisatorin also nicht, wenn sie das behauptet – und kann sich so öffentlich mit einem stadtbekannten Namen schmücken.

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