Abtreibungen: Versorgungsengpass in München droht
München - Derzeit gibt es in München ausreichend Kapazitäten, um Schwangerschaftsabbrüche mit ausreichend medizinischer Versorgung vornehmen zu lassen – allerdings droht sich dies in den kommenden fünf bis zehn Jahren "drastisch zu verschlechtern", warnt die Stadt.
Dies geht aus einer aktuellen Umfrage des Gesundheitsreferats bei Kliniken, ärztlichen Praxen und Schwangerschaftsberatungsstellen hervor, die jetzt den Mitgliedern des Gesundheitsausschusses des Stadtrates vorgestellt wurden.
Demnach sei es nach Angabe der befragten Praxen das größte Problem, Nachfolger zu finden, die bereit sind, Schwangerschaftsabbrüche durchzuführen. Drei Viertel der Ärzte wiederum planten, nur noch weniger als zehn Jahre an der Versorgung teilzunehmen. Vom Freistaat werden sie in dieser Hinsicht nicht unterstützt – im Gegenteil, so die Münchner Bürgermeisterin Verena Dietl: "Durch den strengen gesetzlichen Rahmen werden Ärzte und Ärztinnen, die in Bayern Schwangerschaftsabbrüche vornehmen, stigmatisiert."
Knapp 6.000 Abtreibungen in München 2021
Sie fordert einen besseren Schutz der Mediziner vor den Anfeindungen von Abtreibungsgegnern. Oberbürgermeister Dieter Reiter hat darüber hinaus nach Angaben der Stadt bereits im Juni das bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege schriftlich dazu aufgefordert, gesetzliche Voraussetzungen für medikamentöse Schwangerschaftsabbrüche zu Hause mit einer telemedizinischen Begleitung zu schaffen.
Auch die Vorgaben für die Nutzung von ambulanten Operationsräumen für Abtreibungen sollten aus Sicht der Landeshauptstadt den deutlich geringeren Vorgaben für die Nutzung von Räumen für andere ambulante Eingriffe angepasst werden.
Derzeit zeigen die Zahlen einen hohen Bedarf: Knapp unter 6.000 Schwangerschaftsabbrüche wurden 2021 in München, knapp 11.600 in ganz Bayern vorgenommen.
Im Juni 2022 war das Informationsverbot für Ärzte über Abtreibungen im Deutschen Bundestag für ganz Deutschland abgeschafft worden.
Die städtische Beratungsstelle für Schwangerschaftsfragen im Gesundheitsreferat, Bayerstraße 28a, hat folgende Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 9 bis 12 Uhr sowie Montag, Dienstag und Donnerstag 13.30 bis 15 Uhr. Eine vorherige telefonische Terminvereinbarung unter der Nummer 233-47871 ist nötig. Weitere Informationen sind hier verfügbar.
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