Absurde Lachlager am Bierberg
Nach dem Desaster um die Bayerische Landesbank wird es für CSU-Chef Erwin Huber wohl "keine Belobigungen" auf dem Nockherberg geben. Festredner Michael Lerchenberg im AZ-Interview über Änderungen in letzter Minute und verschiedene Lachlager.
MÜNCHEN Nach fast einem Vierteljahrhundert als Stoiber-Double erscheint er heuer als neuer „Bruder Barnabas“ in der Mönchskutte: Schauspieler Michael Lerchenberg, der seine Fastenpredigt gemeinsam mit Kabarettist Christian Springer auch selbst schreibt.
AZ:Herr Lerchenberg, ich vermute mal, heute ist ein Desastertag für Sie.
MICHAEL LERCHENBERG: Wieso? Was ist passiert?
Na ja, CSU-Chef Erwin Huber musste...
...doch nicht etwa zurücktreten? (lacht)
Nein, das nicht. Er musste seine Hinhaltetaktik in Sachen Landesbank-Krise aufgeben und hohe Risiken eingestehen. Müssen Sie jetzt Ihre schon fertige Fastenrede tüchtig umschreiben?
Wenn sich’s um keinen Rücktritt handelt, dann nicht – dann ist’s keine große Herausforderung.
Wie bitte?
"Es trifft uns ja nicht unvorbereitet"
Nun, ich würde nicht so weit gehen und sagen, dass der Christian und ich Propheten sind, doch das Thema trifft uns nicht unvorbereitet. Huber und die Landesbank hatten wir in der Rede schon drin. Jetzt wird das Thema nur noch durch die neuen Offenbarungen verschärft.
Bekommt Huber nun eine stärkere Gewichtung?
Nein, an der ändert sich nichts. Er ist ja der Vorsitzende der größten bayerischen Partei. Das gewichtet zwangsläufig. Viele finden ihn fad und farblos. Ich meine, das ist eine Figur, die durchaus was hergibt.
Bis 9 Uhr kann die Rede noch angepasst werden
Muss sich Erwin Huber am Nockherberg warm anziehen?
Belobigungen wird er für die Blamage um die Landesbank-Krise auf dem Nockherberg nicht bekommen! Ich halte die Rede am 21. Februar um elf, bis neun Uhr kann sie noch angepasst werden – falls es von Huber oder sonst wem noch was Neues gibt.
Wer wird in Ihrer Rede denn besonders hart derbleckt?
Die ganze neue Spitze um Beckstein mit Joachim Herrmann, Schüttel-Schorsch alias Georg Schmid... Das ist ja fast wie eine neue politische Zeit in Bayern, eine nicht unspannende.
Die Stoiber-Zeiten sind vorbei
Ist eine Person herausragend?
Nicht wirklich. Die Zeiten, in denen man sagen konnte, dass Edmund Stoiber der Hauptdarsteller war, sind vorbei. Im übrigen könnte ja auch mal eine Figur von der SPD oder der CSU in Berlin besonders hervortreten aber irgendwie passiert das nicht.
Alle zu fad, um zu einer Hauptfigur auf dem Nockherberg zu werden?
(lacht) Das sagen jetzt Sie! Die CSU ist auf jeden Fall noch zu sehr mit sich beschäftigt. Man belauert sich gegenseitig. So kommt’s zum Stillstand.
Alle lachen an verschiedenen Stellen
Werden Sie sich kommenden Donnerstag an den Text halten oder auch improvisieren?
Das kommt drauf an. Der Nockherberg ist die absurdeste Theatervorstellung, die es gibt – mit nicht kalkulierbaren Zuschauerreaktionen. In keinem Theater der Welt teilt sich das Publikum in so verschiedene Lachgruppen. Da gibt’s die SPD-Lachgruppe, die von der CSU... und alle lachen an verschiedenen Stellen, bevorzugt wenn der politische Gegner derbleckt wird. Und es gibt auch noch abwartendes Lachen.
Wann setzt dieses ein?
Mancher im Saal wartet erstmal ab, ob der Ministerpräsident lacht und lacht dann mit – mit Verzögerung. Mit diesen Lachlagern kann man spielen, und darauf freue ich mich.
Interview: Annette Baronikians