"Absurd": Warum die Stadt München die Wut der Anwohner im Glockenbachviertel auf sich zieht
Isarvorstadt - Glockenblumen, Margeriten, Sonnenblumen und Küchenkräuter – das sind Blumen, die zu einem Bauerngarten gehören. Grünpatin Margarete Vila hat sie am Holzplatz gepflanzt, gehegt und gepflegt – betreut vom Verein Green City.
München-OB Dieter Reiter gratulierte Grünpatin Margarete Vila persönlich
Das 30 Quadratmeter große Beet zieht Schmetterlinge und Wildbienen ins Glockenbachviertel. Bei einem Empfang im Rathaus zum Holzplatz hat Grünpatin Vila OB Dieter Reiter Kürbisse, Tomaten und einen bunten Strauß vom Blumenbeet überreicht. Der OB hat ihr persönlich gratuliert: "Ich finde Ihr Engagement toll!"
Doch am Mittwoch, 4. Oktober, hat das städtische Gartenbauamt einen Teil des Beetes zerstört – um eine Kastanie zu pflanzen. "Ein Bagger hat brutal das Mittelstück mit den Blumen kaputtgemacht. Sie hätten ein Loch gegraben und die Zerstörung wäre noch viel größer ausgefallen, wenn ich nicht interveniert hätte", sagt Margarete Vila aufgebracht. "So eine böse Überraschung. Ich finde es nicht in Ordnung von der Stadt, dass sie ihre Baumpflanzaktion mir nicht ankündigt", so die eingetragene Grünpatin.
Vila kümmert sich um das Beet am Holzplatz, von dem auch die Nachbarschaft profitiert
Seit dem Frühjahr lässt die Münchnerin den kleinen Holzplatz erblühen. Das geht nur, weil sie hier das gemütliche Café "Tabula rasa" betreibt, mit Tischen im Freien. Aus ihrem Café holt sie mit der Gießkanne das Wasser für die Pflanzen – und zahlt das ganz privat. "Das Beet ist eine Insel, die viele Menschen hier glücklich macht", sagt Vila. Eine 80-jährige Frau aus der Nachbarschaft, die keinen Balkon hat, sei den ganzen Sommer davor gesessen. "Die Gartenatmosphäre hilft uns, in der Stadt runterzukommen und zu entspannen. München ist ja so versiegelt!", erklärt die begeisterte Grünpatin.

Nun kritisiert die Wirtin das Gartenbauamt: "Niemand ist gegen Bäume. Aber es ist absurd, dafür dieses Beet kaputtzumachen." Für die Zukunft schlägt sie vor: "Es ist sinnvoll, wenn es mit den Grünpaten einen Austausch gibt und eine gute Kommunikation", sagt Vila. Die Stadt solle den Ort begehen – und dann erst entscheiden, welcher Baum wo passe. "Außerdem sollte sie überprüfen, ob die jungen Bäume überhaupt anwachsen. Viele trocknen aus und sind nach einem Jahr wieder tot", weiß Vila.
Das Baureferat hingegen, zu dem das Gartenbauamt gehört, stellt die Sachlage anders dar: "Bereits im vergangenen Jahr wurden sowohl die Patinnen als auch Green City informiert, dass es in diesem Jahr eine Ersatzpflanzung für eine schadensbefallene Kastanie geben wird", informiert die Presseabteilung.
Gartenbauamt sieht die Lage im Glockenbachviertel anders
"Der zuständige Mitarbeiter ist und war sehr häufig mit den Patinnen im Austausch", so die Pressestelle des Baureferats weiter. Vor den Erdarbeiten am Beet wurden "fünf Margeriten und eine Echinacea per Hand ausgegraben und auf die Seite gelegt, so dass sie wieder einpflanzbar sind", so das Baureferat. "Diese Aussagen stimmen so nicht", wundert sich Grünpatin Margarete Vila. Ich bin die einzige aktive Grünpatin am Holzplatz. Kein Mitarbeiter hat mich informiert.
Der Bagger vom Gartenbauamt hat auf vier Mal vier Meter ein intaktes Blumenbeet kaputtgemacht. Einzelne Pflanzen hat ein Mitarbeiter erst später aus dem Aushub gezupft", hat Margarete Vila gesehen. Sie habe auch Zeugen, mindestens fünf Anwohner. Zudem hat die Grünpatin eine Fürsprecherin aus der Politik: "Ich habe sofort Beate Bidjanbek (SPD) vom BA Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt angerufen, um den Bagger zu stoppen."
Konflikt gelöst: Die Stadt München verzichtet auf den geplanten Baum
Inzwischen ist der Konflikt um das Blumenbeet im Glockenbachviertel jedoch gelöst, erklärt die Grünpatin Vila. Sie kann ihr Beet jetzt wieder neu bepflanzen: Die Stadt verzichte nämlich auf den geplanten Baum.
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