"Absolute Zumutung": Studenten demonstrieren mit Protestcamp gegen Wohnungsnot in München

Zudem wollen die Studenten in einem Demo-Marsch durchs Uni-Viertel in München ziehen. "Es braucht eine Studentenstadt 2.0", fordert Arbeitskreis-Sprecher David Vadasz für den Campus Garching.
von  Guido Verstegen
Bei der Arbeitskreis-Veranstaltung "Intervention Studentisches Wohnen" waren die Teilnehmer aufgerufen, Schlafsäcke, Zelte, Feldbetten, Campingstühle und Banner mitzubringen, um zu zeigen, was Wohnungsnot letztendlich bedeutet.
Bei der Arbeitskreis-Veranstaltung "Intervention Studentisches Wohnen" waren die Teilnehmer aufgerufen, Schlafsäcke, Zelte, Feldbetten, Campingstühle und Banner mitzubringen, um zu zeigen, was Wohnungsnot letztendlich bedeutet. © Arbeitskreis Wohnen

München - Wenige Wochen vor der bayerischen Landtagswahl am 8. Oktober will der Arbeitskreis Wohnen der Münchner Studierendenvertretungen ein weiteres deutliches Signal setzen – und errichtet ein Protestcamp mitten im Univiertel. 

Protest gegen Wohnungsnot: Studenten planen Camp und Demo-Marsch

"Die prekäre Wohnsituation in München stellt insbesondere junge Menschen in Ausbildung oder im Studium vor erhebliche Herausforderungen bei der Suche nach bezahlbarem Wohnraum", wird Arbeitskreis-Sprecher David Vadasz in einer entsprechenden Mitteilung zitiert. Bezahlbares Wohnen sei nicht nur ein Grundrecht, sondern auch eine Voraussetzung, um sich auf die eigene Ausbildung konzentrieren zu können.

Studenten suchen Wohnungen in München: Podiumsdiskussion mit Politikern

Das Protestcamp steht vom 29. September bis 1. Oktober an der Pinakothek der Moderne. Dort werden die Demonstranten in Zelten übernachten und sich bei Vorträgen, Diskussionen und Workshops mit dem Thema "Wohnen in München" auseinandersetzen.

Am zweiten Tag des Protestcamps (Samstag, 30. September, 14 Uhr) startet dann ein Demonstrationszug durch München, der von verschiedenen Initiativen und Kollektiven begleitet wird. Camp und Marsch sind offiziell vom Kreisverwaltungsreferat (KVR) genehmigt.  Er könne schlecht abschätzen, wie viele Unterstützer sich an den Aktionen beteiligten, sagt Vadasz der AZ, er rechne aber mit bis zu 200 Menschen im Camp und rund 50 Protestlern, die übernachten: "Das dürfen gerne auch mehr sein!" 

Vadasz: "Es braucht den Willen der bayerischen Landespolitik, günstig zu bauen"

Am Samstag (16 Uhr) gibt es zudem eine Podiumsdiskussion, bei der auch die Politik zu Wort kommt. Dabei sind Dr. Wolfgang Heubisch (FDP), Lars Mentrup (SPD), Christian Hierneis (Bündnis 90/Die Grünen) und Patric Wolf (CSU).

David Vadasz studiert an der Technischen Universität München. Er ist studentischer Vertreter im Senat und Hochschulrat, Sprecher des Arbeitskreises Wohnen und Referent für Wohnen.
David Vadasz studiert an der Technischen Universität München. Er ist studentischer Vertreter im Senat und Hochschulrat, Sprecher des Arbeitskreises Wohnen und Referent für Wohnen. © Arbeitskreis Wohnen

"Eine bezahlbare Wohnung im Münchner Raum zu finden, ist eine absolute Zumutung! Vor allem junge Menschen haben große Probleme damit, eine für sie bezahlbare Wohnung zu finden bzw. eine Zusage für diese zu erhalten", betont Vadaz im Gespräch mit der AZ und stellt eine klare Forderung: "Es braucht den Willen der bayerischen Landespolitik, günstig zu bauen und entsprechende Maßnahmen zu unterstützen."

In der Studentenstadt sei zwar jetzt etwas passiert, aber es habe ja auch zwei Jahre gedauert, bis das Geld da gewesen sei und dann habe man noch einmal warten müssen, bis es in Bayern angekommen sei: "Das Studierendenwerk allein hat einfach nicht die finanziellen Möglichkeiten und benötigt die entsprechenden Zuschüsse. Wir sind sehr froh darüber, dass man uns Studierende dort in Gespräche einbindet."

Arbeitskreis Wohnen fordert Studentenstadt 2.0 in Garching

Vadasz selbst wohnt derzeit für 440 Euro warm in einer Dachgeschoss-Wohnung und zieht zum 1. November in einer Zweier-WG: "Am Anfang des Studiums habe ich noch bei meinen Eltern in Erding gewohnt, mit der S-Bahn war das allerdings auch kein Spaß. An das Dachgeschoss  bin ich dann über Bekannte gekommen, das wäre sonst sicher auch teurer."

Vadasz ist sicher, dass sich noch viel mehr Studenten im Arbeitskreis engagieren würden: "Aber die meisten haben gar keine Zeit, weil sie praktisch rund um die Uhr auf Wohnungssuche sind."

Viel wäre gewonnen und würde die Situation in der Stadt entlasten, wenn man eine Studentenstadt 2.0 aufbauen würde, findet Vadasz: "Draußen in Garching wäre am Campus genügend Platz – rund 25.000 Studierende müssten dann nicht mehr pendeln, und ihre Unterkünfte in München würden für andere Studierende frei." 

Für den studentischen Vertreter im Senat und Hochschulrat steht fest: Bestehende Häuser müssen konsequenter nachverdichtet werden: "Außerdem braucht es schnellstens Zuschüsse, beispielsweise für die Sanierung des Wohnheims in der Agnes-/Adelheidstraße."


Der Arbeitskreis Wohnen wurde am 29. April gegründet und setzt sich hochschulübergreifend für die Bereiche bezahlbares studentisches Wohnen und studentischen Wohnungsbau in München ein. Der AK wird ähnlich wie der AK Mobilität von den Studentenvertretungen der Münchener Hochschulen legitimiert und koordiniert die Arbeit München-weit.

 

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