Absinth aus dem Werksviertel: Was guten Schnaps ausmacht
München - Jede Schnapsflasche von Sebastian Rauscher ist ein Unikat. Die Banderolen um die Flaschenhälse sind Streifen aus Ölgemälden, die der 45-Jährige selbst malt, zerschneidet und um die Flaschen bindet.
2015 hat Rauscher mit dem Destillieren von Schnäpsen begonnen, seit einem Jahr sind seine Schnäpse auf dem Markt. Nun steht er in einer kleinen Bude auf dem Viktualienmarkt. Bei der Aktion "Bayerns Brenner am Viktualienmarkt" präsentieren bis kommenden Samstag Edelbrenner an elf Ständen ihre Brände, Liköre und Geiste.
Schnaps statt Kunst
Rauscher wuchs in Schwabing auf, ist gelernter Schreiner und studierte Innenarchitektur. Seit 17 Jahren hat er ein Kunstatelier. Damit zog er im Januar 2017 in einen Container im Werksviertel am Ostbahnhof. Gemalt wird dort aber nur noch wenig – mittlerweile nimmt die Brennanlage den meisten Platz ein.
"Ich lege sehr viel Wert auf die Zutaten", erklärt Rauscher. Deshalb hat er mehrere Jahre an seinen Rezepten gefeilt. Jetzt verkauft er Gin, Absinth, Blutorange-, Himbeer- und Erdbeergeist. Besonders stolz ist Rauscher auf den hellgrünen Absinth: "Das ist der Erste, der in München hergestellt wird", sagt er. Rauschers Hochprozentige sind jedoch nicht günstig. Der Gin kostet 44, der Absinth 54 Euro.
Geringe Ausbeute bei Quittenschnaps
In der Bude nebenan verkauft Karlheinz Zeis rund 50 unterschiedliche Brände und Liköre. Die brennt er in Bad Neustadt an der Saale – verkauft sie aber mehrmals im Jahr in München. Seine Brände und Liköre kosten zwischen 8 und 24 Euro.
Das Obst für seine Schnäpse baut er größtenteils selbst an. Er stellt Schnäpse aus Birne, Apfel, Zwetschge, Mirabelle oder aus Beeren her. "Besonders gerne brenne ich aus Zwetschgen. Die Quitte ist dagegen etwas eigenwillig", sagt der 51-Jährige. Da sei die Ausbeute aus den Früchten gering.
"Die ideale Trinktemperatur liegt bei 16 bis 18 Grad"
Bereits 1997 hat Karlheinz Zeis mit dem Brennen angefangen. Wie es dazu kam? "Das war eine Schnapsidee." Mittlerweile ist Zeis staatlich anerkannter Brennmeister. Einen Tipp zum Genuss von Bränden hat er auch. "Die ideale Trinktemperatur liegt bei 16 bis 18 Grad, etwa wie bei einem Rotwein", erklärt er.
Und darf man zu Hause noch selbst Schnaps brennen? "Nein, die private Gewinnung von Alkohol durch Destillation ist seit Anfang des Jahres nicht mehr erlaubt", sagt Karlheinz Zeis. Wer trotzdem selbst gemachte Destillate probieren und kaufen möchte, kann das bis Samstag täglich von 11 bis 18 Uhr auf dem Viktualienmarkt tun.
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