Abschied von Wiesn-Wirt Toni Weinfurtner
Familie und Weggefährten nehmen Abschied von Toni Weinfurtner (†80). Der Pfarrer erinnert an dessen „Glanzzeiten“ und den „tragischen Fall“ des einstigen Groß-Hoteliers.
München - Fast täglich war er in die Theatinerkirche gekommen, um vor der Mutter Gottes eine Kerze für die Menschen anzuzünden, die ihm wichtig waren. Auch als es längst still geworden war um Toni Weinfurtner (80†), den früheren Hippodrom-Wirt und einst „größten“ privaten Hotelbesitzer in Europa. Knapp 2000 Mitarbeiter beschäftigten er und seine Frau Marianne (75) in ihren Glanzzeiten. Doch zuletzt lebte das Paar völlig zurückgezogen in einer Wohnung in der Innenstadt. Bei gesellschaftlichen Anlässen waren die beiden nie mehr dabei.
Am Aschermittwoch ist Toni Weinfurtner im Klinikum Bogenhausen gestorben (AZ berichtete). Sechs Stunden lang hatten die Ärzte vergeblich versucht, ihn mit einer Operation zu retten. Am Faschingsdienstag war Toni Weinfurtner beim Postholen gestürzt und mit dem Kopf aufgeschlagen. Erst kurz zuvor hatte er mit seiner Marianne in der Altöttinger Gnadenkapelle noch Goldene Hochzeit gefeiert. Der Sturz im Treppenhaus führte zu einer tödlichen Gehirnblutung. In der Theatinerkirche und auf dem Nordfriedhof nahmen seine Familie, seine Freunde und seine Weggefährten am Freitag Abschied.
Die ersten Frühlings-Sonnenstrahlen schienen durch die Fenster auf den mit roten Rosen und weißen Lilien geschmückten Eichensarg. Etwa 350 Menschen waren in die eiskalte Kirche gekommen. In der ersten Reihe stützten sich Toni Weinfurtners Frau Marianne, seine Kinder Toni junior, Ulrich und Claudia und seine Enkel gegenseitig. Von den einstigen Weggefährten waren Ex-Wiesn-Chefin Gabriele Weishäupl gekommen, Wiesnwirtesprecher Toni Roiderer, die Wirte Richard Süßmeier, Theres und Heinz Wildmoser und Jutta und Paul Pongratz. Außerdem saß Winfried Zehetmeier, bis 1990 zweiter Bürgermeister von München, bei den Trauernden.
Der sagenhafte Erfolg des Toni Weinfurtner und sein tiefer Fall – das waren auch am Tag seiner Beerdigung die zentralen Themen. Pater Johannes Heinrich Weise sprach in der Theatinerkirche von seinen „Glanzzeiten“ und seinem „tragischen Fall“ und er erinnerte an eine „so tüchtige Familie, die gescheitert ist“.
Sohn Toni jr., der auch in der Kirche seine schwarze Sonnenbrille aufbehielt, rollte den Sarg nach der Trauerfeier mit hinaus. Anschließend ging es gleich weiter zum Nordfriedhof zur Beisetzung.
In der Aussegnungshalle erinnerte Pater Johannes daran, dass Toni Weinfurtner elf Monate wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung in U-Haft gesessen hat. 2003 hatten er seine Frau Marianne vor dem Landgericht München I wegen der Hinterziehung von 1,5 Millionen Steuern gestanden. „Bei 20 Hotels und Gaststätten verloren wir den Überblick“, erklärte Marianne Weinfurtner damals vor Gericht. Sie wurde zu viereinhalb Jahren, ihr Mann zu dreieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt.
Bereits die Untersuchungshaft zuvor „bedeutete ein großes Leid für Toni“, sagte der Pater. „Sein Lebenswille ist daran zerbrochen.“
Wenig später, am offenen Grab, neben einem Porträt des früheren Hoteliers im goldenen Rahmen, erinnerte auch Anselm Bilgri, der frühere Prior von Andechs, an die Zeit hinter Gittern. „Die elf Monate Untersuchungshaft waren für ihn tiefste Beschämung“, sagte Anselm Bilgri.
Der Benediktiner hatte Toni Weinfurtner damals besucht, als er einen Gottesdienst in Stadelheim vorbereiten wollte. Von einem Wachmann ließ er sich die Zelle von Anton Weinfurtner aufschließen, „um einen halben Tag mit ihm zu ratschen. Das schweißt zusammen.“
Zu Andechs hatte Anton Weinfurtner, der Betriebswirtschaft studiert und außerdem Metzger und Hotelkaufmann gelernt hatte, eine besondere Beziehung. Jeden ersten Dienstag im Monat war er beim von Pater Anselm gegründeten Andechser Stammtisch. Zu den Gästen gehörten auch Ministerpräsidenten und Manager. „Wir werden in der Andechser Kirche eine Kerze für dich anzünden“, versprach sein Freund Wolfgang Schule.
Stellvertretend für die Oktoberfestwirte tröstete Wirte-Legende Richard Süßmeier die weinende Witwe: „Du warst ein friedfertiger Mensch. Es hat nie ein böses Wort gegeben, kein Gehabe. Du hast keine Reichtümer gebraucht, um zufrieden zu sein. Servus, Toni.“