Abschied von Primaballerina Konstanze Vernon
München nahm Abschied von einer großen Tänzerin. Letztens Montag starb Konstanze Vernon, die ehemalige Primaballerina und Gründungsdirektorin des Bayerischen Staatsballetts, nach kurzer, schwerer Krankheit im Alter von 74 Jahren. Zur gestrigen Trauerfeier in St. Michael kamen viele Weggefährten aus Politik und Kultur und die Münchner Tanzfans.
Pater Karl Kern erinnerte an die „begeisternde Persönlichkeit“ Vernons und zog in seiner Predigt die Parallele von Tanz und Religion, die „innigst zusammen verbunden und in der Wurzel eins sind.“ Wie in der Religion sei auch im Tanz das über sich Hinausgehen, die Transzendenz, „der Weg zu sich selbst“, betonte Kern. Er zitierte Augustinus: „Oh Mensch, lerne Tanzen, sonst wissen die Engel im Himmel mit dir nichts anzufangen.“
Oberbürgermeister Christian Ude, erinnerte daran, wen Konstanze Vernon im Himmel wirklich suchen würde, nämlich ihren langjährigen Ehemann Fred Hoffmann. Dieser war kurz vor Vernons 70. Geburtstag gestorben. Das hätte ihr den Boden unter den Füßen weggezogen.
In den letzten drei Jahren verbrachte sie die Sommerferien gemeinsam mit Christian Ude und seiner Frau Edith in der Ägäis. „Sie hatte extra ein paar Sachen im Haus zurückgelassen, weil sie sich sicher war, auch diesen Sommer wieder mit uns dorthin zu fahren“, sagte Ude und sprach von langen nächtlichen Gesprächen mit Vernon über Religion, ihr unverwechselbares Lachen, ihre menschliche Wärme und Ausstrahlung.
Als Tänzerin war Vernon für ihren Perfektionismus, ihre Selbstdisziplin und die aus harter Arbeit entstandene Leichtigkeit auf der Bühne berühmt. Als Ude sie einmal fragte, was sie denn nach ihrer aktiven Karriere zuerst gemacht habe, war Vernons Antwort ein lautes Lachen und eine Anekdote: Sie sei sofort in die nächste Konditorei gegangen und habe drei Stücke Kuchen gegessen.
Die Entbehrungen, die sie sich in ihrer aktiven Tänzerinnenzeit auferlegt hatte, verlangte Konstanze Vernon aber auch von ihren Schülerinnen. In der von ihr und Fred Hoffmann 1978 gegründeten Heinz-Bosl-Stiftung, benannt nach ihrem mit nur 28 Jahren gestorbenen, legendären Tanzpartner, legte Vernon den Grundstein für den Ruf der Ballettstadt München.
„Absolventen der Stiftung erhalten internationale Auszeichnungen und tanzen in der ganzen Welt“, sagte Kultusminister Wolfgang Heubisch und schwelgte in den Sternstunden, die er selbst in der Staatsoper erleben durfte.
Sein Vorvorgänger Hans Zehetmair hatte Konstanze Vernon auch als eine Frau erlebt, die mit ihren Forderungen für das Bayerische Staatsballetts die künstlerische Kompromisslosigkeit mühelos auf die politische Bühne transferieren konnte. „Kleine, bürokratische Schritte waren ihre Sache nicht“, sagte Zehetmaier. Er sei aber froh, dass er als Minister ihrem Charme nicht habe widerstehen können.
So konnte Vernon 1988 aus dem ehemaligen Ballett der Bayerischen Staatsoper eine eigenständige Ballettkompanie formen und zehn Jahre lang leiten.