Abschied von der Münchner Legende Franz Beckenbauer: Letzte Worte für den Kaiser

München - Viele sind nicht da an diesem Mittwoch in der Hofkapelle der Residenz. Doch die, die da sind, sind wahre Fans des Kaisers. Bayernschals, Bayernstirnband – fast jeder, der sich im Kondolenzbuch von Franz Beckenbauer verabschiedet, trägt ein Stück FC-Bayern-Montur – und alle schwelgen sie in Erinnerungen an ihr Idol: einen bodenständigen Menschen und außergewöhnlichen Fußballer.
Franz Beckenbauer: "A echter Münchner und fast a Sechzger"
"Meine Mutter hat mir in meiner Kindheit auf einem rot-weißen Adidas-T-Shirt das FC-Bayern-Logo und eine Nummer 5 aus drei Streifen draufgenäht. Und schon hatte ich dein Trikot!", schreibt Roger. Und Heike: "A echter Münchner und fast a Sechzger, der beste von allen im Fußball und im Leben".
Eine Stunde bevor das Buch ab 12 Uhr für alle zugänglich gemacht wird, trägt sich Ministerpräsident Markus Söder (CSU) mit Vertretern des FC Bayern in das Kondolenzbuch ein und gedenkt Franz Beckenbauer. "Wir trauern um einen ganz, ganz großen Bayern", sagt er. Er sei der erfolgreichste und beste Fußballspieler gewesen, den Deutschland je hatte. "Wir werden ihn nie vergessen."
Bayernfan seit dem ersten Live-Spiel
Das bestätigen die Menschen, die eine Stunde später die Kapelle betreten und Franz Beckenbauer ihre letzten Wünsche mit auf den Weg geben. Einer von ihnen ist Günter Briehler aus München. In den 70er-Jahren hätten ihn Freunde zu seinem ersten Fußballspiel mitgenommen, einem Bayernspiel. Dort sah er dann alle seine Helden: Beckenbauer, Müller, Maier. Seither sei er Bayernfan, sagt er.
Und dann traf er als zehnjähriger Bub den Kaiser sogar persönlich: nach einem Fußballtraining des FC Bayern zusammen mit seinen Freunden im Schnee. Beckenbauer sei aus seinem Auto gestiegen – einem Mercedes 280SE, im Pelzmantel, mit fetten Koteletten, weißer Adidastasche, so wie es sie jetzt wieder im Retro-Style gibt. "Ich könnte dir die Kulisse nachbauen."

"Beckenbauer machte mit jedem von uns Buben ein Foto"
Und dann kam er zu ihnen. "Kommt's her, Buam", sagte der Kaiser zu Briehler und seinen Freunden und dann wurden Bilder gemacht, "mit jedem einzeln mit der alten Kamera, die wir da hatten". Und dann sieht man ihn später zu Hause mit der Familie und Bekannten im Fernsehen wieder, wenn man sich die Weltmeisterschaft anschaut – "den Menschen, der einem da umarmt hat." Das Foto hat Günter Briehler noch. Nur vergilbt es schon.
Auch der 65-jährige Bertram Griffig, Bayern-Fan seit 65 Jahren, wollte einer der Ersten sein, die sich im Kondolenzbuch eintragen. "Das hat er schon verdient, dass man ihm die letzte Ehre erweist und zwei, drei Sätze schreibt", sagt er. Er beschreibt ihn als sehr sympathischen, bodenständigen Mann, "einen Mann mit super Charakter".

"Dass es so schnell ging, war ein Schock"
Und wie andere an diesem Tag, betont Bertram Griffig die Eleganz des Kaisers. Durch die habe er sich als junger 21-Jähriger bei der WM von anderen abgehoben, meint er. Man wusste, dass er krank sei, meint Griffig. Aber, dass es nun so schnell ging, das war ein Schock für ihn.
Auch im Neuen Rathaus liegt ein Kondolenzbuch für den Kaiser aus. Dort ist etwas mehr los, vielleicht, weil es hier etwas wärmer ist - etwa zehn Menschen stehen an und immer wieder kommt ein neuer dazu.
Warum am ersten Tag noch recht wenige Leute vorbeigekommen sind, um vom Kaiser Abschied zu nehmen? Die Fans vermuten, dass dahinter der Bahnstreik steckt. Aber das mache ja nichts, da noch viel Zeit bleibe.
Auch eine hessische Familie trägt sich in das Kondolenzbuch ein
Im Neuen Rathaus kann man täglich von 9 bis 17 Uhr und freitags von 9 bis 13 Uhr letzte Grüße für den Kaiser hinterlassen. In der Hofkapelle der Residenz liegt das Buch sogar noch bis zum 19. Januar aus - von 10 bis 17 Uhr.

Nicht nur Münchner sind an diesem Tag da – auch Besuch aus Hessen trägt sich ins Kondolenzbuch ein: Die Familie Hofheinz, die zufällig im Urlaub in München ist. "Wir sind Bayern-Fans, besonders meine Frau ist schon seit Jahrzehnten Bayernfreund", sagt Wolfgang Hofheinz.
Legenden darf man nie vergessen
Und zugleich Fan der Nationalmannschaft und daher natürlich auch vom Kaiser. Er war gut im Fußball, er war einer der Besten der Welt, meint der zehnjährige Arun. "Er ist einfach eine Legende. Und Legenden darf man nie vergessen."