Abschiebestopp! Neue Hoffnung für Trissy und Allen

Ihr Schicksal bewegt viele Menschen in Bayern. Jetzt hat das Verwaltungsgericht die Abschiebung der Geschwister in die USA vorerst gestoppt. Jugendliche und Erwachsene hatten in Vaterstetten für eine "Entscheidung mit Herz" demonstriert.
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Viele von ihnen kennen Trissy und Allen  vom Spielplatz oder aus der Nachbarschaft: Jugendliche und Eltern demonstrieren vor dem Rathaus Vaterstetten gegen die Abschiebung der Geschwister.
Gregor Feindt Viele von ihnen kennen Trissy und Allen vom Spielplatz oder aus der Nachbarschaft: Jugendliche und Eltern demonstrieren vor dem Rathaus Vaterstetten gegen die Abschiebung der Geschwister.

MÜNCHEN/VATERSTETTEN - Ihr Schicksal bewegt viele Menschen in Bayern. Jetzt hat das Verwaltungsgericht die Abschiebung der Geschwister in die USA vorerst gestoppt. Jugendliche und Erwachsene hatten in Vaterstetten für eine "Entscheidung mit Herz" demonstriert.

Mit Kerzen und Plakaten versammelten sich am Donnerstagabend knapp 50 Jugendliche und Erwachsene vor dem Rathaus in Vaterstetten: Mitschüler, frühere Spielkameraden aus Baldham und Nachbarn waren zusammen gekommen; aber auch Bürger, die aus den Medien von Trissys und Allens Geschichte erfahren hatten. Die Gruppe demonstrierte vor dem hell erleuchteten Rathaus gegen die Abschiebung der traumatisierten Geschwister, bat um Unterstützung für die Baldhamer Tagesmutter Timea S. (43). Die Frau will die Kinder bei sich aufnehmen – auch ohne Geld vom Staat. Trissy und Allen sagten und schrieben in den vergangenen Monaten immer wieder, ihr größter Wunsch sei es, bei Timea S. zu bleiben.

Wie berichtet, wollte das Ebersberger Jugendamt die Geschwister, die vier Jahre illegal bei einem älteren, amerikanischen Ehepaar in Baldham gelebt hatten, am vergangenen Sonntag in die USA abschieben. Wenige Stunden vor der geplanten „Rückführung“ liefen die beiden aus dem Heim, in dem sie zuletzt untergebracht waren, davon. Drei Tage später tauchten sie vor einem Kloster wieder auf.

„Hier haben sie eine Familie“

„Illegal - wir können doch nichts dafür“ und „Hier haben sie eine Familie“ hatten die überwiegend jugendlichen Demonstranten auf ihre Plakate geschrieben. Ein Mädchen hielt ein Transparent mit dem Satz in die Luft: „4 Jahre hat es niemanden interessiert - jetzt muss es von heute auf morgen gehen“. Auf einem Flugblatt stand, das Jugendamt und die Polizei hätten versucht, den Fall „weitestgehend zu vertuschen“, nun sollten die Kinder „schnellstmöglich abgeschoben werden, ihre Wünsche und Ängste werden dabei nicht berücksichtigt!“ Nach einer Stunde löste sich die friedliche Versammlung auf.

Kurz bevor die spontane Kundgebung stattfand, stoppte das Bayerische Verwaltungsgericht vorerst die Abschiebung (Aktenzeichen M25E 08.5304). Nun muss die Ebersberger Jugendrichterin Cornelia Räder-Roitzsch über das Schicksal von Trissy und Allen entscheiden.

Inzwischen meldete sich auch der leibliche Vater der Kinder – in einem Brief aus Übersee. Nachdem er das Sorgerecht schon vor Jahren zunächst seinen Eltern, dann seiner Tante und schließlich dem Ehepaar in Deutschland übertragen hatte, wünscht er nun, dass Trissy und Allen wieder nach Dallas kommen – wenn sie nicht mehr zu ihren „Pflegegroßeltern“ zurück wollen. Gegen das Paar ermittelt die Polizei, sie sollen Trissy und Allen misshandelt haben.

Im amerikanischen Konsulat wird der Fall auf „höchster Ebene“ verfolgt

Am Mittwoch wurden die Geschwister erstmals von der Jugendrichterin gehört – allerdings ohne Anwalt Hubert Heinhold, den sie dabei haben wollten. Er wurde von dem Termin nicht informiert.

Im amerikanischen Konsulat wird der Fall derweil auf „höchster Ebene“ verfolgt. Offiziell heißt es: „Kein Kommentar“. Inoffiziell heißt es, die Amerikaner dürften sich nicht einmischen, der Fall sei Sache der deutschen Behörden.

Trissy und Allen leben nun erst einmal wieder im Heim. Am Donnerstag gingen sie auch wieder in die Schule, die sie seit September im Landkreis besuchten.

Nina Job

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