Abschiebehäftling nimmt Stewardess als Geisel

München - Ein mit 82 Menschen besetzter Lufthansa-Flug von München nach Budapest ist am Dienstag nach der Bedrohung einer Stewardess durch einen Passagier nach München zurückgekehrt. Der Mann sei noch auf dem Rollfeld in der Maschine festgenommen worden, er habe keinen Widerstand geleistet, sagte Harald Lindacher, der Sprecher der Flughafenpolizei.
Nach seinen Angaben blieb die bedrohte Flugbegleiterin unverletzt. Eine andere Stewardess habe eine Schnittverletzung an der Hand erlitten. Es müsse noch geklärt werden, woher die Verletzung stamme. Die weiteren Mitglieder der insgesamt sechsköpfigen Besatzung und die 76 Passagiere blieben laut Polizei unverletzt, manche hätten aber einen Schrecken davon getragen.
Bei dem Täter handelt es sich laut Polizei um einen 28-jährigen Kosovaren, der aus Deutschland ausgewiesen wurde und ohne polizeiliche Begleitung nach Budapest geflogen werden sollte. Er habe kurz nach dem Start seinem Ärger über die Abschiebung Luft gemacht und die Stewardess mit einem selbst hergestellten "Schnittwerkzeug" bedroht, sagte der Polizeisprecher. Nachdem der Pilot der Maschine von der Bedrohung erfahren habe, habe er sich zur Umkehr entschlossen.
Polizisten der Flughafenwache hätten direkt nach der Landung das Flugzeug geräumt. Dies sei geordnet und ohne Schwierigkeiten abgelaufen, es seien nur der Bedroher und die Stewardess an Bord geblieben. Der 28-Jährige habe dann nach einem Gespräch mit den Polizisten ohne Widerstand aufgegeben und sei ohne Gewaltanwendung festgenommen worden. Im Zuge des gesamten Zwischenfalls habe der Mann keinerlei Forderungen gestellt. Es müsse nun juristisch geprüft werden, wie der Fall eingeordnet werde, ob es sich etwa um eine Geiselnahme handle.
Erste Berichte, wonach sich der Passagier mit der Stewardess in der Flugzeug-Toilette verschanzt habe, sind mittlerweile dementiert. Das Geschehen habe sich in der Flugzeugkabine abgespielt.
Derzeit steht der Lufthansa-Airbus auf dem Rollfeld und wird von der Spurensicherung untersucht. Dabei geht es auch darum, wie der Mann einen offenbar scharfen Metallgegenstand an Bord bringen konnte - möglicherweise eine abgebrochene Rasierklinge.