Abriss in Münchens Mitte: Goodbye Zeitungshäuser, hello Einkaufspassage
MÜNCHEN - In der Innenstadt klafft ein Loch - die Gebäude, in denen die Süddeutsche und die Abendzeitung produzierten, werden abgerissen. Auf dem Areal zwischen Sendlinger Straße, Färbergraben, Hotten- und Hackenstraße entsteht die "Mitte München" - Anfang 2011 soll die Einkaufspassage fertig sein.
Krachend stürzt die Wand sechs, sieben Meter tief zu Boden, eine große Staubwolke steigt hoch, verdunkelt die Wintersonne, da holt der Bagger bereits zum nächsten Schlag aus. Es pressiert. Noch am Abend soll auch der letzte Rest des Anbaus des alten SZ-Druckereigebäudes kontrolliert zu Boden gehen. „Alles im Plan“, freut sich Oliver Frank, Geschäftsführer der VVS GmbH & Co. KG (eine Kooperation der Investoren LBBW Immobilien Development GmbH und der FOM Real Estate) über den bisherigen glatten Verlauf der Abrissarbeiten im Herzen Münchens.
Nachdem hier jahrzehntelang Abendzeitung und Süddeutsche Zeitungen produzierten, werden auf dem Areal zwischen Sendlinger Straße, Färbergraben, Hotten- und Hackenstraße nun Büros, Wohnungen und Geschäftsräume entstehen. Am 3. November hat man offiziell mit dem Abriss begonnen.
Zu Beginn wurden auf dem Areal der alten Mälzerei aber erst noch einmal die Archäologen losgeschickt. „Die haben tatsächlich einen alten Bronzetrichter fürs Getreide gefunden“, berichtet Bauleiter Jörg Hollmann. Keine Überraschung. Hier stand schließlich einmal eine Brauerei.
Bis 2011 ist eine Menge Schutt und Erde zu bewegen. Dreizehn Meter tief werden die Tiefbauer in den Boden graben, um eine dreigeschossige Tiefgarage zu bauen. Das alte SZ-Druckereigebäude bleibt wie die denkmalgeschützte Häuserzeile an der Sendlinger Straße erhalten, muss aber speziell abgestützt werden, um nicht einzustürzen.
Am Brett hängen noch Schlüssel für Türen, die längst niedergerissen sind
Das Schwarze Haus – 1957 nach dem Vorbild Mies van der Rohes am Färbergraben hochgezogen – aber ist trotz Denkmalschutz nicht alt genug. Es wird fallen. Das Glas im ehemaligen Pförtnerhaus ist bereits zersplittert, am Brett hängen noch Schlüssel für Türen, die es in dem entkernten Gebäude nach dem Einsatz des Minibaggers schon nicht mehr gibt. Bis Weihnachten sollen drei Achsen des Gebäudes fallen. Ende Januar ist dann das ganze Haus nur noch Geschichte.
Während an der Hotterstraße dann schon der Tiefbau beginnen, werden parallel die Abrissarbeiten im Februar mit dem ehemaligen AZ-Gebäude weitergehen. Hier entsteht einmal das neue „Stadthaus Sendlinger Straße“. 1700 Quadratmeter Einzelhandelsflächen, 2600 Quadratmeter Büros werden die „Mitte Münchens“, wie sich das VVS-Projekt, noch attraktiver machen.
Die VVS, ein Unternehmen von LBBW Immobilien Development GmbH und FOM Real Estate GmbH, etwa 80 neue Wohnungen, 13 500 Quadratmeter Büro- und Dienstleistungsfläche sowie über 10 000 Quadratmeter für Einzelhandel und Gastronomie entstehen. Ein neuer Mieter steht bereits fest. Im März meldete das Projektbüro, dass Konen hier auf 2000 Quadratmetern „Junge Mode und Accessoires“ präsentieren wird. Ein Supermarkt und eine Drogerie sollen ebenfalls gewonnen werden.
Wann kann man durch die neuen Einkaufspassagen flanieren? Wenn alles im Plan bleibt – und beim Bauen im Bestand ist man vor Überraschungen nie sicher – „werden wir Ende 2010, Anfang 2011 fertig sein“, sagt Oliver Frank.
John Schneider