Abriss DGB-Gebäude: Rückblick auf 40 Jahre Gewerkschaftsarbeit

München - Das Verhältnis zwischen Arbeitnehmerverbänden und der CSU ist in Bayern seit Jahrzehnten unterkühlt. Eine Ausstellung über die Arbeit der Gewerkschafter im DGB-Haus an der Schwanthalerstraße dokumentiert den Münchner Arbeitskampf aus den vergangenen 40 Jahren.
1986: Die Landtagswahlen stehen unter dem Eindruck des Reaktorunglücks in Tschernobyl. Die CSU macht Wahlkampf mit Umweltthemen. Einer Podiumsdiskussion, organisiert vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB), erteilt Ministerpräsident Franz Josef Strauß (CSU) dennoch eine Absage. Die Begründung: Mit "Feinden der Demokratie" – wie DGB oder Grüne – setze er sich nicht an einen Tisch.
Es wird nicht das letzte Mal sein, dass eine von den Münchner Gewerkschaften geplante Veranstaltung zum Politikum wird. Als im Herbst 2017 bekannt wird, dass der Antifa-Kongress in den Konferenzräumen des DGB-Hauses abgehalten werden soll, machen die Gewerkschaften der Polizei gemeinsam mit der CSU gegen die Veranstaltung mobil. Der DGB lädt die Teilnehmer zunächst aus, nimmt die Absage einige Tage später aber wieder zurück.
Heuer geht es in den Räumen ruhig zu. Bis Ende des Jahres müssen alle Mitarbeiter der acht Gewerkschaften im Gebäude ausgezogen sein. Das Haus wird abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Die virtuelle Ausstellung unter wernerbachmeier.de
DGB-Haus: Abriss nach mehr als 60 Jahren
Im Jahr 1956 ist das Gewerkschaftshaus des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) und der IG Metall an der Schwanthalerstraße 64 eröffnet worden. Die Entwürfe dafür stammen vom Architekten und Karikaturisten Ernst Hürlimann, der auch das Einkaufszentrum Pep in Neuperlach geplant hat. Das DGB-Haus ist inzwischen arg in die Jahre gekommen.
Immer wieder ist es saniert worden, mindestens ab 2001 traten deutliche Mängel an der Bausubstanz auf. 2004 und 2009 wurde das Gebäude dennoch modernisiert. Nun soll die Zentrale der Münchner Arbeitnehmerverbände an gleicher Stelle komplett neu entstehen. Bis zum Ende dieses Jahres sollen alle Mitarbeiter ausziehen. Dann geht es mit den Bauarbeiten los.
Die IG Metall und der DGB haben für das Bauvorhaben die M64 GmbH gegründet. Sie entwickelt das Gelände und plant nach dem Abriss des Altbestands einen Neubau mit 20.000 Quadratmetern Büro-Grundfläche sowie eine Tiefgarage. Die Verantwortlichen rechnen damit, dass das neue Gewerkschaftshaus innerhalb von drei bis fünf Jahren Bauzeit fertig ist. Nach Angaben der IG Metall wollen die Gewerkschaften einen dreistelligen Millionenbetrag an dem Standort investieren.
Neben der IG Metall wird Verdi der zweite große Mieter in dem Gebäude sein. Insgesamt sollen dort künftig 350 Mitarbeiter verschiedener Arbeitnehmerverbände ihren Dienst tun. Zudem soll es in dem Neubau Tagungsräume geben. Eine Bauvoranfrage liegt der Stadt seit Januar vor, ein Bauantrag wurde noch nicht eingereicht.
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