Abi-Lösungen verraten? Schulleiter suspendiert
Wieder Wirbel um Abi-Prüfungen: Dieses Mal soll ein Münchner Schüler die Lösungen vorher von seinem Direktor bekommen haben. Der Fall wird derzeit geprüft. Erst kürzlich war bekannt geworden, dass an einem Gymnasium in Coburg die Noten angehoben worden waren.
München – Ein Münchner Schulleiter soll einem Schüler Abiturlösungen zugeschanzt haben und ist deshalb vorläufig vom Dienst suspendiert worden. Der 61 Jahre alte Direktor soll dem Schüler die Lösungen in mehreren Fächern weitergereicht haben, berichtete der „Münchner Merkur“ am Freitag. „Wir überprüfen den Vorwurf, dass ein Schüler möglicherweise an Ergebnisvorlagen herangekommen sein könnte“, sagte der Sprecher des Kultusministeriums, Ludwig Unger dazu. „Wenn nachweislich getäuscht worden sein sollte und die Ergebnisse nicht auf den Leistungen des Schülers beruhen, dann hat das sicherlich auch Konsequenzen für den Schüler.“
Die Stadt hatte den Schulleiter vorläufig suspendiert. „Ich kann bestätigen, dass der Schulleiter derzeit nicht im Dienst ist“, sagte eine Sprecherin des Schulreferats. Da es sich um ein laufendes Verfahren handele, gebe es keine weiteren Informationen, hieß es auch beim Personalreferat. In einen Schreiben an Lehrerkollegium und Eltern hieß es, der Oberstudiendirektor sei „wegen einer vorläufigen personalrechtlichen Verfügung“ bis auf weiteres nicht im Dienst.
Der „Merkur“ zitiert den Direktor mit den Worten: „Ich habe mir nichts vorzuwerfen. Ich denke, dass die Gerechtigkeit siegen wird.“ Den Berichten zufolge war der Verdacht durch auffällige Lösungen des Schülers beim Musikabitur aufgekommen. Der Zweitkorrektorin sei eine frappierende Ähnlichkeit mit dem „Erwartungshorizont“ aufgefallen, auf dessen Basis die Lehrer die Abiturprüfungen korrigieren. Wie die Lösungen weitergegeben worden sein könnten, blieb unklar. Laut „Merkur“ müssen sie bis zum Tag der Prüfung versiegelt aufbewahrt werden; der Direktor darf sie dann erst öffnen, und zwar in Anwesenheit eines weiteren Lehrers.
Erst kürzlich hatten nachträglich verbesserte Abiturnoten an einem Coburger Gymnasium für Wirbel gesorgt. Der Schulleiter hatte die Bewertungen aller 93 schriftlichen Deutscharbeiten um einen Punkt nach oben korrigiert. Inhaltlich war das laut Ministerium richtig, dazu wäre aber ein Beschluss der Lehrerkonferenz notwendig gewesen, sofern Schulleiter und Korrektor sich nicht verständigen können. An der privaten Fachoberschule (FOS) in Schweinfurt wiederum war eine Klasse fast komplett durchs schriftliche Abi gerasselt war. Die Schule stellt nun den Betrieb ein.
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