Abgestürzt: Schlafwandler bricht sich mehrere Knochen

Der 44 Jahre alte Angestellte aus Giesing fällt auf ein Garagendach und bricht sich mehrere Knochen. Er kann sich an den Unfall nicht erinnern. Ein Schlafforscher erklärt das Phänomen
von  Abendzeitung
Der Notarzt kam zu spät. Mutter und Sohn waren schon tot.
Der Notarzt kam zu spät. Mutter und Sohn waren schon tot. © dpa

MÜNCHEN - Der 44 Jahre alte Angestellte aus Giesing fällt auf ein Garagendach und bricht sich mehrere Knochen. Er kann sich an den Unfall nicht erinnern. Ein Schlafforscher erklärt das Phänomen

GIESING Was für ein Albtraum: Beim Schlafwandeln ist ein 44 Jahre alter Mann aus dem Schlafzimmerfenster gestürzt. Nach Angaben der Polizei brach er sich Becken und Arme. Das Unglück geschah in der Nacht zum Dienstag: Der Angestellte kletterte gegen 2.40 Uhr aus seiner Wohnung im zweiten Stock eines Giesinger Mehrfamilienhauses. Er fiel mehrere Meter in die Tiefe und landete hart auf einem Garagendach.

„Ich habe Krach gehört und ein Winseln“, erzählt die Nachbarin Irene W. (71). Ihr Schlafzimmerfenster ist auf der Höhe des Garagendachs – der 44-Jährige lag quasi direkt vor ihr. Deswegen musste die Bergung auch über ihre Wohnung erfolgen. „Ich habe mich so erschrocken“, sagt sie. „Ich war noch bis zum Mittag richtig fertig vor Aufregung.“

Ein anderer Nachbar schildert: „Der Mann lag kerzengerade auf dem Rücken. Seine Füße waren fast an der Dachrinne.“ Er dauerte nicht lange, bis die Einsatzkräfte eintrafen – ein Anwohner hatte die Polizei verständigt. Der Schlafwandler wird nun im Krankenhaus behandelt, er musste operiert werden. Nach Angaben der Ermittler kann er sich nicht an den Unfall erinnern. Seine Freundin hatte fest neben ihm geschlafen, als er aufstand und zum Fenster wandelte. Bislang hat die Frau nicht gewusst, dass ihr Lebensgefährte Schlafwandler ist.

Das Ganze ist kein Einzelfall: Erst vor einem guten Jahr war eine 21 Jahre alte Studentin in Unterhaching beim Schlafwandeln aus einem Fenster im dritten Stock gefallen. Sie hatte trotz des Unfalls unsagbares Glück und brach sich nur den Oberschenkel.

„Wenn wir schlafen, ruht nicht der ganze Körper einheitlich“, erklärt der Schlafforscher Jürgen Zulley aus Regensburg das Phänomen. „Bestimmte Systeme sind noch aktiv.“ Es sei möglich, dass das Gehirn schlafe, aber die Motorik aktiv sei. Meistens würden sich Schlafwandler zwar nur im Bett aufrichten oder im Zimmer umhergehen – übrigens auch mit offenen Augen.

„Automatische Handlungen können aber auch sehr komplex sein.“ Wie das Öffnen eines Fensters. Zulley empfiehlt Betroffenen, sich gründlich vom Arzt durchchecken zu lassen und ins Schlaflabor zu gehen. Wenn das nichts hilft, kann man nur Vorsichtsmaßnahmen ergreifen und Fenster und Türen abschließen. „Oder einen Bewegungsmelder anbringen.“

Julia Lenders

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