Abenteuer Stromausfall
Der Chefredakteur der AZ, Arno Makowsky, über den Blackout am Donnerstag in der Stadt.
Okay, für alle Münchner, die im Aufzug stecken geblieben sind oder in der überfüllten U-Bahn ausharren mussten, war es nicht so lustig. Für alle anderen bedeutete der Stromausfall um sieben Uhr morgens eine neue, recht interessante Erfahrung: So fühlt es sich also an, wenn man bei Kerzenschein unter der Dusche steht. Oder im Küchenschrank nach dem Müsli fahndet. Endlich können die Kinder ihre Taschenlampen virtuos zum Einsatz bringen, indem sie sich gegenseitig beim Zähneputzen anleuchten. Auf dem Schulweg sind die Ampeln aus und die Kirchturmuhr um exakt 7 Uhr 1 stehengeblieben. Selten war die Familie morgens so gut gelaunt. Zum Glück hatte die Kaffeemaschine knapp vor dem Blackout ihren Job schon getan. Warum reagieren wir auf eine kleine Katastrophe wie diesen Stromausfall nicht genervt, sondern eher amüsiert? Zum einen natürlich deshalb, weil man darauf vertraut, dass es nicht lange dauert. Weil man jede Sekunde damit rechnet, dass das Licht wieder angeht. Vor allem aber, weil es unsere festen Rituale – in diesem Fall den durchgetakteten Morgen – durcheinanderbringt. Der Stromausfall macht uns bewusst, wie routiniert wir unseren Alltag durchleben.Gestern, heute, immer gleich. Da kann ein bisschen Abwechslung nicht schaden.
Gestern bin ich mit den Kindern über das Gartentor geklettert, weil der Summer nicht funktionierte. Erst danach ist mir eingefallen, dass ich die Tür auch hätte aufsperren können. Aber so war es viel netter.
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