Ab ins Abseits: Hier entkommen Sie der EM

München - Wenn selbst der Fünf-Tische-Italiener um die Ecke den Röhrenfernseher wieder rauskramt, man die besten Freunde nicht mehr ohne minutiöse Vor-dem-Anstoß-Zeitplanung treffen kann und das Nagelstudio ein „Schwarz-Rot-Gold-Spezial“ anbietet, gibt es immer auch Menschen, für die das nicht das Jahreshighlight ist.
Natürlich könnten die sich vier Wochen lang in der eigenen Wohnung verkriechen mit Kontaktsperre zur plötzlich überbordenden Zahl der Fußballverrückten. Und dass einen ausgiebige Spaziergänge im nördlichen Englischen Garten sehr wahrscheinlich vor der Viererkette bewahren, ist klar.
Aber es gibt auch noch Möglichkeiten – abseits der zelebrierten klischeeklebrigen „Ladie’s Nights“ mit Prosecco –, die kommenden vier Wochen ohne Schalalala-Beschallung zu gestalten, ohne sich ins Einsiedlertum retten zu müssen.
Die Museen und Galerien der Stadt sind natürlich eine sichere fußballfreie und vor allem entspannte weil „Psssst!“-Zone. Auch in den Schwimmbädern oder am See läuft man nicht Gefahr, von einer Welle Informationen über falsche Sechser überspült zu werden.
Und der Tierpark Hellabrunn verspricht: „Zur Fußball-Europameisterschaft sind bei uns in Hellabrunn keine Sonderaktionen geplant.“ Auf dieser Seite stellen wir noch einige weitere konkrete Flucht-Ideen vor.
Spott für alle
Die Spiele der deutschen Nationalmannschaft zeigt auch das Vereinsheim – garantiert fußballfrei ist der Laden aber während der EM immer montags – für die Kleinkünstler vom „Blickpunkt Spot“.
Occamstraße 8, 19.30 Uhr. Eintritt: 8 Euro. Karten über www.vereinsheim.net oder telefonisch unter 089 344 974
Feen-Tage
Am 16. und 17. Juni gibt es im Vortragssaal der Gasteig-Bibliothek jeweils zwei ungarische Filme zu sehen mit deutschen oder englischen Untertiteln. Das Festival beginnt 18 Uhr, ab 18.30 Uhr wird „Lisa, die Fuchsfee“ gezeigt. Der Eintritt ist frei.
Graffiti angucken
Vom 18. Juni bis zum 10. Juli (EM-Finaltag!) zeigt das „Einstein Kultur“ Fotografien von Herbert Liebhart und Gerhard Willhalm, die die Münchner Grafittiszene von den frühen 1980er Jahren bis 2016 dekomentieren.
Einsteinstr. 34, Halle 3. Vernissage 19 Uhr. Eintritt frei.
„Oh mein Gott! F.: H. Liebhardt
Zuhören!
Immer donnerstags gibt’s hinterm Literaturhaus (Salvatorplatz 1) die „Sommerlese“ – Zuhören im Liegestuhl. Am 7. Juli liest Franz Pätzold aus Wolfgang Herrndorfs „Diesseits des Van-Allen-Gürtels“ – einer von Herrndorfs Geschichten über verlorene Menschen. 18.30 Uhr, Eintritt frei
Richtig stöbern
Mal wieder richtig kramen – natürlich auch nach Schuhen – kann man bei den Schwabinger Hof-Flohmärkten am 11. Juni (www.hofflohmarkt-schwabing.de) und beim „nachtkonsum Mädelsflohmarkt“ im Feierwerk (Hansastr. 39) am 25. Juni.
Einfach ausprobieren. F.: dpa
Brutal gut
Zum Glück für alle leidenschaftlichen Fußballignorierer beginnt am 23. Juni das Filmfest München (bis 2. Juli) – und hat einige Highlights auch für EM-Spieltage. Am 27. Juni gibt es 22 Uhr an der HFF „Volt“ zu sehen – ein Drama über einen Polizisten (Benno Führmann), der nach einem tödlichen Zwischenfall bei einer Demonstration die Seiten wechselt. „Gut und brutal“ lautet die Kritik. Im Gasteig-Forum (Open Air) läuft am 30. Juni, 22 Uhr, „Paranoid Park“ von Gus van Sant und das City Kino zeigt am 1. Juli, 21.30 Uhr, „Neruda“.
Volltreffer
Die Ausstellung „Boxing Cuba“ ist noch bis September im Museum der fünf Kontinente (Maximilianstr. 42) zu sehen – am 19. Juni, 14 Uhr, gibt es aber eine Sonntagsführung mit der Fotografin Katharina Alt. Telefonische Infos unter: 089 210 136 100
Opern-Gala
Hundert Sänger und 50 Instrumentalisten bringen am 19. Juni, 18 Uhr, den Carl-Orff-Saal im Gasteig mit italienischen, französischen und deutschen Werken zum Klingen. Karten: 25 Euro (VVK)
Beirut zum Finale
Wenn die Luft warm ist und der Olympiaparkboden matschig vom Sommerregen, dann weiß man: Das Tollwood geht bald wieder los. In diesem Jahr findet das Festival vom 29. Juni bis zum 24. Juli statt. Neben dem Markt der Ideen gibt es natürlich künstlerische Auftritte – die australische Compagnie Bunk Puppets zum Beispiel zeigt mit „Sticks, Stones, Broken Bones“ ein Schattenspiel. In der Musikarena treten unter anderen Anastacia auf, ZZ Top, Jan Delay, Element of Crime – und am EM-Finaltag: die Indie-Folker Beirut.
10. Juli, 20 Uhr, Tickets: 43,70 Euro
Unter dem Meer
Weiter weg vom Fußballrasen kann man kaum sein als in einem Aquarium – und das geht im „Sea Life“ auch nach der Schließzeit, wenn man eine Exklusivführung für Gruppen ab zehn Personen bucht. Die dauert etwa 120 Minuten und kostet ab 30,50 Euro pro Person.
Acht Stunden
Länger als drei Achtelfinal-Spiele plus Verlängerung dauert diese Veranstaltung – dafür hat man danach „Faust I“ und „Faust II“ gesehen: Die Kammerspiele zeigen am 25. und 26. Juni den Faust-Marathon. Karten kosten zwischen 16 und 68 Euro. Infos unter 233 966 00
All you need
Vor 50 Jahren waren die Beatles zum ersten Mal in München – in der Show „Beatles Week“ im Einstein Kultur gibts am 25. Juni die schönsten Lieder neu umgesetzt auf Ohren und Augen. (VVK: 22,70 Euro). Infos unter 416 17 37 95
Nach Spanien
Am 25. Juni geben die Symphoniker ihr erstes Brunnenhof-Konzert 2016: die „Spanische Nacht“ mit Werken des katalanischen Komponisten Isaac Albéniz und Rossinis Ouvertüre zum „Barbier von Sevilla“.
Brunnenhof der Residenz, 20 Uhr. Tickets zwischen 38 und 56 Euro. Infos unter 93 60 93
Gemeinsam oben ohne
Gemeinsam auf eine Leinwand starren kann man auch im Freiluftkino – zum Beispiel bei „Kino, Mond & Sterne“ im Westpark, beim „Kino am Olympiasee“ oder dem „Open-Air-Kino im Viehhof“. Im Viehhof und Olympiapark gibt es die Spiele mit deutscher Beteiligung zu sehen, an allen anderen Tagen aber ab Sonnenuntergang Filme statt Gekicke – zum Beispiel „Der Marsianer“ (Kino, Mond & Sterne, 17. Juni), „Joy – Alles außer gewöhnlich“ (Viehhof, 19.6.), „Deadpool“ (Viehhof, 21.6.) oder „The Danish Girl“ (Olympiasee, 7. Juli).
Filme statt Gekicke beim „Kino, Mond & Sterne“. Foto: ho
Fußball verboten
Im Café Kosmos (Dachauer Str. 7) herrscht striktes Fußballverbot, ebenso in der Favorit Bar (Damenstiftstr. 12) und dem Für Freunde (Reichenbachstr. 33). Keine Sorge: Bier gibt’s natürlich trotzdem.
Jagen und Sammeln
Den Tierpark von der akademischen Seite betrachten kann man in der Zoologischen Staatssammlung (Münchhausenstr. 21): Es werden unter anderem die Geschichte und Entwicklung, die Zuchterfolge und die Zukunft Hellabrunns erläutert. Eintritt ist frei.