Ab Dienstag in München: Mordprozess gegen Hebamme

München - Eine Hebamme lebt von dem Vertrauen ihrer Patientinnen. Dieses besondere Vertrauen soll eine 34-jährige Geburtshelferin auf ungeheuerliche Weise missbraucht haben: Der Frau wird vorgeworfen, sie habe ihre Patientinnen in der Münchner Universitätsklinik Großhadern und im hessischen Bad Soden durch falsche, gerinnungshemmende Medikation töten wollen. Die Opfer konnten trotz starkem Blutverlust jedoch jeweils durch Notoperationen gerettet werden.
Am Dienstag beginnt der Prozess gegen die Frau. Sie ist wegen neunfachen Mordversuchs angeklagt. 94 Zeugen und sechs Sachverständige sollen dabei gehört werden. Nach 52 Verhandlungstagen soll dann – nach bisheriger Planung – am 30. September ein Urteil gesprochen werden.
Blutverdünnendes Mittel Heparin in die Infusion gemischt
Regina K. habe hochschwangeren Frauen blutverdünnende Mittel verabreicht, heißt es in der Anklage. Sowohl in Großhadern als auch früher in Bad Soden soll die Hebamme bei Kaiserschnitt-Geburten den Frauen das blutverdünnende Mittel Heparin in die Infusion gemischt haben. Eine lebensgefährliche Medikation, was der Angeklagten durchaus bewusst gewesen sein soll. Ihr Motiv? Frust im Job, vermuten die Ermittler.
Der Chefarzt der hessischen Klinik, in der Regina K. (34) zuvor gearbeitet hatte, hatte seine Kollegen in München noch gewarnt. Er habe die Befürchtung, dass sich die Frau wieder in unerlaubter und gefährlicher Weise in die geburtshilfliche Betreuung Ihrer Patientinnen involviere.
So wie sie es in Bad Soden bei einer Schwangeren getan hatte, als sie ihr ein falsches, wehenförderndes Präparat in viel zu hoher Dosis verabreichte. Der Patientin und ihrem Kind geschah nichts. Die Hebamme wurde danach freigestellt. Sie fand wenig später in Großhadern einen neuen Job.
Ein Jahr Ermittlungen – dann klagt sie der Staatsanwalt an
Dort soll sie zunächst unauffällig geblieben sein. Im Frühjahr 2014 habe sie aber dann doch auch in Großhadern begonnen, Patientinnen Heparin zu verabreichen. Die Klinikleitung wurde misstrauisch, der Verdacht fiel auf Regina K., die Staatsanwaltschaft wurde eingeschaltet. Noch im Sommer 2014 wurde Regina K. dann verhaftet. Seitdem sitzt sie in U-Haft. Die Ermittlungen dauerten ein Jahr, dann erhob die Staatsanwaltschaft im Sommer 2015 Anklage gegen die Hebamme. Sie muss sich wegen versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung in neun Fällen verantworten. Selbst wies sie nach ihrer Verhaftung die Vorwürfe zurück. Später verweigerte sie dann die Aussage.