A-capella-Systemkritik

Die Prinzen sind mit einem neuen Albumzurück – heute spielen sie im Herkulessaal.
von  Abendzeitung
Die Prinzen.
Die Prinzen. © MAWI Konzertagentur

Die Prinzen sind mit einem neuen Albumzurück – heute spielen sie im Herkulessaal.

In den 90ern schufen die Prinzen eine beachtliche Reihe von Melodien, die im Gehörgang stecken blieben und auf Monate die Deutschen durch den Alltag begleiteten, beziehungsweise verfolgten. 1991 hatten die Leipziger mit „Gabi und Klaus“ ihren ersten größeren Hit. Ausgebildet im Thomanerchor Leipzig und dem Dresdner Kreuzchor, boten die Prinzen flockige Vokalarrangements mit eingängigen Melodien.

Die Gruppe machte sich sympathisch durch Texte, die im Grunde davon handelten, dass die Welt besser wäre, wäre sie nicht eben so, wie sie ist. Und das begann gleich bei den ganz privaten Miesen - „Ich wär’ so gerne Millionär“ – die nicht zu haben, eine Erleichterung wäre: „dann wär’ mein Konto niemals leer“. Sechs Jahre nach der Wiedervereinigung hatte sich in den neuen Bundesländern eine Form des Kapitalismus ausgebreitet, die das westliche System in denkbar eigenwilligem Licht erscheinen ließ. Die Prinzen formulierten die Befindlichkeit. Nettigkeit und Ehrlichkeit wird mit Arschtritten vergolten, die Folgerung: „Du musst ein Schwein sein in dieser Welt / Du must gemein sein in dieser Welt.“

„Die neuen Männer“ heißt das im letzten Jahr erschienene elfte Studioalbum der Gruppe. Gleich im Titelsong beschäftigen sich die Prinzen mit den postfeministischen Umwälzungen. Das neue starke Geschlecht, es sind natürlich die Frauen. Die haben auf breiter Front die Macht übernommen – weil die Welt sich eben dann und wann doch weiterentwickelt. chj

Herkulessaal, Residenzstraße 1, 20 Uhr, Eintritt: 33.75 bis 44,65 Euro, weitere Informationen gibt es unter

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