90.000 Pflegekräfte fehlen bis 2030

Eine Studie beleuchtet, wie es um die Pflegelandschaft in 18 Jahren bestellt sein wird: Die Zahl der Pflegebedürftigen steigt dramatisch an – Suche nach Auswegen    
Abendzeitung |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Physisch und psychisch extrem belastend: Die Betreuung Pflegebedürftiger.
Physisch und psychisch extrem belastend: Die Betreuung Pflegebedürftiger. © dapd

Eine Studie beleuchtet, wie es um die Pflegelandschaft in 18 Jahren bestellt sein wird: Die Zahl der Pflegebedürftigen steigt dramatisch an auf 480000 , die Zahl der Pflegekräfte sinkt ebenso dramatisch – Suche nach Auswegen

München - Höchst beunruhigend: So nennt Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (VBW) das Ergebnis der Studie „Pflegelandschaft 2030“. Es prognostiziert – nicht ganz überraschend – einen dramatischen Anstieg der Pflegebedürftigen. Und eine ebenso dramatische Lücke beim Pflegepersonal. Wer soll die bayerischen Senioren einmal betreuen – und wer soll das überhaupt bezahlen? Zuerst die Zahlen: Gut 335000 Menschen sind derzeit in Bayern pflegebedürftig, bis 2020 soll ihre Zahl bis auf etwa 400000, bis 2030 auf knapp 480000 steigen.

Weil die Menschen aber immer älter werden und prozentual immer weniger Menschen berufstätig sind (jetzt 61, im Jahr 2030 noch 55 Prozent), sinkt schon rein demographisch natürlich auch die Zahl der Beschäftigten im Pflegebereich. Die für die VBW-Studie errechneten Lücken sind eklatant. Gut 50000 Pflegerinnen und Pfleger fehlen demnach bis 2020 in Bayern, gut 90000 im Jahr 2030. Mit dramatischen Folgen nicht nur für die Betroffenen, sondern auch für die deutsche und bayerische Wirtschaft. Brossardt: „Wenn Pflegekräfte fehlen, muss die Pflege von den Angehörigen übernommen werden – Fachkräfte, die dem Arbeitsmarkt und den Unternehmen fehlen.“

AZ- Kommentar: Noch mehr und länger schuften? Das kann's nicht sein

Deshalb hat die VBW ein „Aktionsprogramm Pflege“ ausgearbeitet, das gestern präsentiert wurde. Es sieht unter anderem vor, Beschäftigungs-Chancen für Arbeitslose und von Arbeitslosigkeit bedrohte Menschen zu schaffen – laut VBW könnten dadurch schon 80000 „Arbeitskräfte, vorrangig Hilfskräfte“ gewonnen werden. Helfen könnte laut VBW auch eine Bildungsoffensive für Pflegefachkräfte und ein einheitliches Ausbildungssystem für alle Pflegeberufe. Familienfreundlichere Rahmenbedingungen bei der Arbeit, bessere Chancen für Migranten durch Weiterbildung, erleichterte Einreise und eine verbesserte Anerkennung von deren Abschlüssen sollen zusätzlich helfen. Auch vor sozialpolitisch eher unpopulären Vorschlägen macht der Wirtschaftsverband nicht Halt: „Gesetzliche und tarifvertragliche Frühverrentungsmöglichkeiten müssen eingeschränkt werden – sie stehen der demographischen Entwicklung entgegen“, so Brossardt kategorisch.

VdK: Das bleibt weit hinter dem zurück, was nötig ist

Außerdem will der VBW die Wochenarbeitszeit um eine Stunde erhöhen. Eine effizientere Pflege soll durch Bürokratieabbau und mehr Computereinsatz erreicht werden. Und: Natürlich sei Prävention das Gebot der nächsten Jahre. Denn wer fit alt wird, braucht keine Pflege: Laut Brossardt sollen „innovative Formen der Rehabilitation die Gefahr der Pflegebedürftigkeit reduzieren“. Mit den politischen Ansätzen zur Bewältigung des sich verschärfenden Pflegenotstands ist der VBW nicht zufrieden. Das geplante Familienpflegezeitgesetz hält Brossardt für einen „Irrweg. Da wurde eher ein Placebo gestartet“. Es verschiebe nämlich die Verantwortung hin zu Unternehmen und Familien: „Damit ist es ungerecht und nicht zielführend, weil die Pflege von Angehörigen meist eine langfristige Aufgabe ist“, so Brossardt.

Im Schnitt würden Pflegebedürftige rund fünf Jahre betreut, in Einzelfällen seien aber auch zehn und mehr Jahre möglich.

 

 

 

  • Themen:
Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.