9-Euro-Ticket: Verwirrung auch bei Schaffnern - Isarcard-Besitzer steigt ohne Not aus

München - Während der Tankrabatt an der Zapfsäule bei Autofahrern floppt, entwickelt sich das 9-Euro-Ticket bei Zugfans zum Renner. Manche Bahnen sind so voll, dass der bayerische Verkehrsminister Christian Bernreiter jetzt angekündigt hat, zusätzliche Züge einzusetzen.
Allerdings herrscht bei manchem Fahrgast und offenbar auch bei einigen Bahnbeschäftigten Verwirrung darüber, ob beispielsweise ein MVV-Abo auch dazu berechtigt, mit Regionalzügen kreuz und quer durch Bayern zu fahren.
Mit dem MVV-Abo an den Tegernsee
AZ-Leser Dominik H. (26) wollte lieber auf Nummer sicher gehen. Mit seinem MVV-Jahresabo setzte er sich in einen Zug der Bayerischen Regionalbahnen (BRB) nach Tegernsee. Kurz nach Abfahrt im Hauptbahnhof fragte er sicherheitshalber den Schaffner, ob das mit dem Monatsticket im Juni klar geht. "Es ist übertragbar und ich wollte nicht als Schwarzfahrer erwischt werden", sagt der Angestellte.
Hätte er ein extra 9-Euro-Ticket gebraucht?
Der Schaffner schaute sich das Juni-Ticket an. Er erkundigte sich via Handy sogar noch während der Fahrt extra bei einem seiner Vorgesetzten. Die Antwort machte Dominik H. nervös: Die Monatsmarken für Juni, Juli und August würden im Öffentlichen Nahverkehr nur in München und im MVV-Gebiet gelten. "Sie gilt aber nicht südlich von Holzkirchen im Gebiet der BRB", sagte der Fahrkartenkontrolleur, dazu müsse man sich extra ein 9-Euro-Ticket kaufen.
Demnach wäre Dominik H. ab Holzkirchen trotz Jahresticket ohne gültigen Fahrschein unterwegs gewesen. Er stieg in Holzkirchen aus und radelte den Rest bis zum Tegernsee. "Ich war schon enttäuscht", erzählt der 26-Jährige, "schließlich hieß es doch, dass Abonnenten des ÖPNV nicht benachteiligt werden sollen."
Das sagt der MVV
Die Abendzeitung ist der Sache nachgegangen und hat sich beim MVV erkundigt. Die Antwort: Ein "gültiges MVV-Abonnement gilt im Aktionszeitraum (Juni - August 2022) als 9-Euro-Ticket. Sie können den Nahverkehr deutschlandweit damit nutzen", schreibt MVV-Sprecherin Franziska Hartmann auf AZ-Anfrage.
Verkehrsunternehmen sollen im "im Zweifel für den Kunden entscheiden"
Auf der Webseite der Münchner Verkehrsgesellschaft heißt es dazu: "Da das 9-Euro-Ticket nicht übertragbar ist, entfällt die Übertragbarkeit außerhalb der regulären räumlichen Gültigkeit im MVV Raum." Und weiter: "Übertragbare Abonnements sollen nicht namentlich gekennzeichnet werden. Bundesweit sind die Verkehrsunternehmen und Verbünde aufgefordert, bei Kontrollen im Zweifel für den Kunden zu entscheiden."
Verunsicherte Fahrgäste
Weil manche Fahrgäste bei Nachfragen in Zügen und an Bahnhöfen teilweise völlig unterschiedliche Auskünfte erhalten haben, ist die Verunsicherung bei einigen groß. Die MVV-Sprecherin kündigte an: "Ich habe Kontakt zu den Kollegen und Kolleginnen der BRB aufgenommen."
Das Radl braucht ein eigenes Ticket - oft ist aber kein Platz
Die Regionalbahnen Bayern kündigten an, man werde Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern noch einmal für die Regelungen des 9-Euro-Tickets sensibilisieren. Vorsicht! Wer mit dem Fahrrad in eine S-Bahn oder in einen Regionalzug einsteigt, braucht in jedem Fall für diesen Tag ein spezielles Radlticket. Wer ohne erwischt wird, gilt als Schwarzfahrer und muss 60 Euro bezahlen.
BRB-Sprecherin Annette Luckner: "Wir hatten in letzter Zeit auffallend viele Fahrgäste mit Rad, die aber ohne Fahrradticket unterwegs waren." Viele Züge sind gerade an den Wochenenden so voll, dass man mit einem Rad kaum mehr einen Platz bekommt. Für solche Fälle empfiehlt die BRB, ein Rad vor Ort zu mieten. Das erspare Frust, wenn ein Zug tatsächlich zu voll sein sollte.