68er-Ikone Rainer Langhans: Ich fühle mich wie zwölf
München - Ob Kommune 1 oder Dschungelcamp, Rainer Langhans hat (unterschiedlich) wilde Zeiten hinter sich. Viel spannender findet die 68er-Ikone allerdings die heutige Corona-Pandemie.
Jetzt wird er auch noch 80 am 19. Juni – obwohl er sich immer jünger fühlt. Bester Beweis: Das aktuelle Nackt-Shooting in einem Münchner Museum (fürs "Sleek Magazine") zeigt, wie knackig er nackig ist.
In der AZ zieht er verbal blank.
AZ: Lieber Herr Langhans, Sie haben keine Sekunde gezögert, sich für Aufnahmen komplett auszuziehen?
RAINER LANGHANS: Nö.
Sind Sie so gerne nackt?
Ein Problem mit Nacktheit hatte ich noch nie. Ich bin’s gewöhnt, früher sind wir alle ja auch dauernd nackt gewesen. Und ich habe keine Sorge vor dem körperlichen Verfall.
Wenn ich das so sagen darf: Sie sind wirklich toll in Schuss!
Hach, ja, danke. Ein bisschen was müsste noch runter. Aber das ist nicht so einfach, ich lebe schließlich unverändert gesund.
Langhans: "Seit 1972 habe ich kein Fleisch mehr gegessen"
Gesünder als Sie es tun, kann man sich gar nicht ernähren?
Genau.
Pizza, Fleisch, Schokolade – auf all das verzichten Sie?
Seit 1972 habe ich kein Fleisch mehr gegessen. Gestern habe ich seit langer Zeit mal wieder Pizza probiert, weil eines unserer Kinder (der Frauen, mit denen er zusammenlebt, beziehungsweise sich täglich sieht, Anm. d. Red.) einen Pizzaofen hat. Hat ganz gut geschmeckt. Ein Stück Schokolade gibt es gelegentlich. Aber das größte Ernährungsproblem ist ja, dass wir immer viel zu viel essen. Und uns immer weniger bewegen. Ich spiele zumindest Tennis.

Jetzt werden Sie 80 – denken Sie darüber nach?
80 ist für mich eine Geisterzahl, die mir nichts sagt.
Warum?
Ich fühle mich heute wohler denn je. Ich habe auch das Gefühl, dass ich immer jünger werde, nicht älter.
Wie alt werden Sie am 19. Juni vom Empfinden her?
Ich fühle mich wie zwölf. Vor allem geistig.
Langhans: "Ich meditiere jeden Tag durchschnittlich 150 Minuten"
Und das ist gut?
Und wie! Ich finde immer mehr zu mir selbst, trotzdem bin ich zu nachlässig, ich wäre gerne noch mehr bei mir. Ich meditiere jeden Tag durchschnittlich 150 Minuten, aber das reicht nicht. Ich lasse mich zu stark ablenken, bin da noch ein totaler Stümper.
Andere träumen vom Mallorca-Strand, Sie von der Reise zu sich selbst?
Absolut! Ich lebe seit Jahrzehnten in meinem persönlichen Lockdown. Das Innere ist mir viel wichtiger als alles Äußere.
Die Corona-Maßnahmen und Beschränkungen dürften Sie dann jetzt kaum stören.
Im Gegenteil. Corona ist ein Segen – und eine Hilfestellung für Veränderung und innere Einkehr. "Fridays for Future" hat leider nicht ausgereicht, es musste eine Krankheit kommen, die alle Menschen zwingt, sich zu ändern, zu besinnen und runterzufahren. Wir haben gelernt, dass es eben nicht egal ist, wenn in China ein Sack Reis umfällt. Wer nicht hören will, muss fühlen.
Langhans: "Ein Leben wie früher wird es nie wieder geben"
Sehr viele Menschen stören sich aber an den Beschränkungen – oder haben sogar Angst.
Ja, Veränderung ist immer erstmal anstrengend und angsteinflößend. Aber irgendwann rückblickend werden wir alle erkennen, dass dieser globale Heilungsprozess richtig und wichtig war.
Schmeißen Ihre Frauen für Sie zum 80. eine kleine Party?
Davon weiß ich nix. Vielleicht gibt es noch eine Überraschung für mich, wer weiß. Das Leben ist gerade so spannend, ich bin wirklich neugierig, wie sich alles verändert. Ein Leben wie früher wird es nie wieder geben, das steht fest. Wir werden künftig in einer anderen Welt leben. Was mich betrifft: Ich bin wunschlos glücklich.
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