65-Jähriger rast seinen Bruder in den Tod
A8: Ein Fahrer verliert nach Auffahrunfall die Kontrolle über das Auto. Sein Beifahrer wird rausgeschleudert und von zwei Autos überrollt.
München - Es war eine Sache von Sekunden. Zuerst sieht Alexander H. (47) rechts ein "Pannenfahrzeug", dann knirschen Glassplitter unter seinem Reifen. Als er nach rechts schaut, sieht er ein zweites Auto "total demoliert im Graben". Dann taucht im Scheinwerferkegel etwas auf der Fahrbahn auf. Alexander H. schafft es nicht mehr abzubremsen und überrollt das Hindernis.
"Ich hielt sofort an, ging in Richtung der rechten Fahrspur. Als ich jedoch den ausgestreckten Arm und die Hand des Unfallopfers sah, konnte ich nicht mehr hingehen", erinnert sich Alexander H. in seinem Bericht an diesen 19. Oktober 2014.
Opfer wurde aus dem Auto geschleudert
Der 47-Jährige hatte in der klaren Oktobernacht den 76-jährigen Edwin K. überfahren. Der Mann war zuvor auf der A8 bei Brunnthal aus dem Wagen geschleudert worden, weil sein Bruder nach einem Auffahrunfall die Kontrolle über den Wagen verloren hatte.
Der Fahrer im vorausfahrenden VW Passat hatte das Unglück nicht kommen sehen. Er erinnert sich nur noch an einen plötzlichen Schlag. Der Wagen des Angeklagten sei dann an der linken Seite seines Passat entlang geschliddert. Der VW Lupo kippte erst auf die Fahrerseite, kam dann aber wieder auf den Rädern zu stehen.
Unfallverursacher verzichtet auf Anwalt
Der 65-jährige Fahrer des Lupo muss sich seit Dienstag wegen fahrlässiger Tötung verantworten. Norbert K. kann sich nicht an die Unfallursache erinnern, sagt er. Einen Anwalt hat er nicht engagiert. Alleine und in sich versunken verfolgt er mit müdem Blick was da im Gerichtssaal mit ihm geschieht.
Als man ihn fragt, berichtet er, dass man an dem Abend die Enkelin seines Bruders zum Flughafen gefahren habe. Der Wagen gehöre seinem Bruder, er sei aber gefahren, um zu helfen. Edwin K., einem bekannter Hackbrettmusiker und Komponist, sei es gesundheitlich nicht mehr gut gegangen.
Herzzerreißend nach seinem Bruder gerufen
Auf der Rückfahrt sei es dann passiert. Norbert K. will einen Schlag auf der linken Seite des Wagens gespürt haben. Und dann nichts mehr. Er habe kurz darauf zum Beifahrersitz geschaut und gemerkt, dass der Bruder nicht mehr da war.
Die Zeugen berichten, dass Norbert K. herzzerreißend nach seinem Bruder gerufen habe. Der aber war nach dem Sturz aus dem Lupo nacheinander von zwei Autos überrollt worden.
140 km/h in 80er-Zone
Dass der Mann dabei getötet wurde, sei die Schuld von Norbert K., glaubt die Staatsanwaltschaft. Sie wirft dem gelernten Textilkaufmann vor, dass er mit 140 Stundenkilometern viel zu schnell unterwegs war. In dem Bereich war die erlaubte Geschwindigkeit wegen einer Baustelle auf 80 Stundenkilometer gesenkt worden.
Alexander H. steht bis heute unter dem Eindruck des schrecklichen Unfalls. Vor allem bei Baustellen fährt er jetzt besonders vorsichtig.
Das Gericht verurteilte ihn schließlich zu einer geldstrafe von 1.350 Euro und drei Monaten Fahrverbot.
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