6000 Schüler in den Container

München - Über die Sommerferien hat sich was getan: Die braunen Spritzer aus Kakaotüten in Schulfluren sind weiß überpinselt. Auch stinkende Toilettenschüsseln in Buben- und Mädchenklos sind ausgetauscht – die Schulbau-Offensive ist in vollem Gang.
In knapp 40 ihrer über 300 Schulen hatte die Stadt über die Ferien die Handwerker bestellt: In der Anne-Frank-Realschule für Mädchen in Pasing leuchten zum Beispiel nagelneue Böden in den Klassenzimmern. Damit es leiser ist, wurde in der Grund- und Mittelschule am Gotzinger Platz die Akustik verberbessert.
Heute zum Schulstart suchen sich viele Münchner Schüler jetzt ihren neuen Platz in einem Not-Klassenzimmer – in Pavillons aus Containern: Außen Blech, innen mit Linoleumboden, stehen an 13 Schulen Blech-Container. Sie sind nötig wegen des akuten Platzproblems durch die rasant steigenden Schülerzahlen. Wie an der Grund- und Mittelschule Peslmüllerstraße in Pasing, an der Helene-Keller-Realschule in Johanneskirchen oder neben dem Gymnasium Fürstenried-West.
Ausnahme: An einer Schule, am Wilhelmsgymnasium im Lehel, lernen die Schüler nicht wegen Überfüllung, sondern wegen der Generalsanierung in 30 provisorischen Klassenzimmern. Der Aufwand ist enorm: Für 122 provisorische Klassenzimmer werden mehr als 488 Container gebraucht.
Das Bildungsreferat ist zufrieden: „Die Pavillons sind keine schlechte Lösung. Die Atmosphäre in den Containern ist erstaunlich angenehm und die Akustik gut. Lehrer sagen, dass in den Pavillons ein ruhiges Arbeiten möglich ist. Die Kinder werden darin nicht kribbelig und aggressiv,“ sagt Bildungsreferats-Sprecherin Ursula Oberhuber.
Auch wenn das vielen Eltern nicht gefällt: 2016 werden deshalb sogar noch mehr Container-Schulen gebraucht: An 28 weiteren Schulen ziehen 2016 viele Schüler in 201 zusätzliche Klassenzimmer und 46 Ganztagsräume. Über 6000 Münchner Schüler lernen, arbeiten, spielen und essen dann im Provisorium. Mindestens 42 Schulen haben dann über 300 Klassenzimmer und 80 weitere Räume in Containern. Kostenpunkt: 200 Millionen Euro.
Die Ursache für die Raumnot an den Münchner Schulen ist bekannt: Es gibt immer öfter Ganztagsunterricht. Der Zuzug nach München ist groß und die Geburtenrate steigt. Bis 2020 hat die Stadt 100 000 Einwohner mehr.