60 Jahre durch dick und dünn

Das Giesinger Ehepaar Heinz und Gitta Schywek ist heute auf den Tag genau 60 Jahre verheiratet – die AZ blickt ein bisserl zurück.
Helmuth Reister |
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Irgendwie erinnert sie an einen Filmstar, oder? Gitta im Jahr 1956.
privat 3 Irgendwie erinnert sie an einen Filmstar, oder? Gitta im Jahr 1956.
1963: Mama Gitta mit den beiden Töchtern Karin und Susi.
privat 3 1963: Mama Gitta mit den beiden Töchtern Karin und Susi.
Heinz und Gitta im Hochsommer 1955.
privat 3 Heinz und Gitta im Hochsommer 1955.

Genau 60 Jahre Seite an Seite, gemeinsam durch die Wellentäler des Lebens, zusammen auf den Gipfeln des Glücks: Heinz Schywek (81) und „seine“ Brigitte (82), die alle nur Gitta nennen, können über das verflixte siebte Ehejahr nur müde schmunzeln. Am heutigen Dienstag feiern sie Diamantene Hochzeit, das ist fast zehnmal so lange.

Heinz Schywek schwört, dass er nur Augen für Gitta hatte und dass ihm die Ähnlichkeit seiner „Angebeteten“ mit Film-Superstar Ingrid Bergmann zunächst gar nicht aufgefallen sei. „Ingrid Bergmann“, erzählt er, „das war damals ein irgendwo unwirkliches Wesen, weit weg.“ Verliebt war er in die hübsche Gitta, Ähnlichkeit hin oder her. Konfrontiert wurde er im Lauf der Jahre immer wieder mit diesem Thema. Manche Passanten schauten nur auffällig unauffällig, einige Mutigere sprachen sie mit „Ingrid Bergmann“ an, im Bekannten- und Freundeskreis war die optische Annäherung ein Dauerthema.

Beide jubeln 1954 der Fußball-Nationalmannschaft auf dem Marienplatz zu

Von der glamourösen Welt des amerikanischen Nachkriegskinos und seiner Stars waren Heinz und Gitta Mitte der 50er Jahre weit entfernt. „Wir hatten im wahrsten Sinn des Wortes nichts“, erinnern sich die beiden an die Anfänge ihrer gemeinsamen Zeit. Wann es zum ersten Mal richtig zwischen ihnen „funkte“, weiß Heinz Schywek noch ganz genau. Natürlich, es ist mit einem historischen Ereignis verbunden. Zusammen mit Gitta stand er 1954 auf dem Marienplatz auf einem Wagen und jubelte der deutschen Fußball-Nationalmannschaft auf ihrem Siegeszug nach dem Gewinn der Weltmeisterschaft zu.

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Die Fußballbegeisterung hält das Ehepaar auch heute noch zusammen. „Wir schauen alle Spiele zusammen an. Bundesliga, Champions League, EM, WM sowieso und auch noch anderen Sport. Jetzt halt vor dem Fernseher“, beschreibt Heinz Schywek die Änderungen, die die Jahre altersbedingt mit sich bringen. „Zum Glück“, sagt er, „ sind es nur die anscheinend unvermeidbaren Zipperlein. Von schweren Krankheiten blieben wir verschont.“

Regelmäßiger Urlaub in Südtirol

Für Hausgenosse „Benji“, den Heinz Schywek als einen „Dackel, nur höher“ beschreibt, ist die Fitness von Frauchen und Herrchen, die im zweiten Stockwerk wohnen, fürs Gassigehen gut. „Schlechtwetter-Ausreden gibt es nicht“, lautet die nüchterne Einschätzung im Umgang mit „Benji“.

Regelmäßig Urlaub in Südtirol, erst seit wenigen Jahren in den oberbayerischen Bergen, weil die Fahrt dorthin nicht so lang und anstrengend ist, ein Hund, kleinere Ausflüge, Flohmarktbesuche, Sudoku und Kreuzworträtsel: So sieht ein entspanntes Leben im Ruhestand aus.

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Ein Satz von Heinz Schywek verrät jedoch, dass ein so langes gemeinsames Glück nicht von materiellem Wohlstand abhängig sein muss. „Als wir geheiratet haben“, blickt er die 60 Jahre zurück, habe ich 48 Mark in der Woche verdient. Die Hälfte ging für die Miete drauf und wir mussten jeden Pfennig zweimal umdrehen. Und trotzdem war es eine sehr schöne Zeit.“

Geduld ist für „Bergmann“-Ehemann Heinz bei der Betrachtung des langen gemeinsamen Weges heute ein Schlüsselwort: „Es ist langsam vorwärtsgegangen, Stück für Stück.“ 42 Jahre lang, bis zur Werkschließung, war er beim Agfa-Konzern beschäftigt. Als Lehrling hatte er angefangen, später war er Industriemeister, als leitender Angestellter für hunderte Mitarbeiter verantwortlich – und ein pfiffiger Techniker, der Kameras weiterentwickelte.
Tochter Karin kann sich noch gut daran erinnern, dass er alle möglichen Kameras zu Testzwecken mit nach Hause brachte und alles fotografierte, was ihm in den Weg kam.

Der Abriss des Agfa-Gebäudes – „ein fürchterlicher Tag“

Genauso erinnert sie sich aber auch noch daran, als die Agfa-Gebäude, in denen ihr Vater so lange tätig war, gesprengt und dem Erdboden gleichgemacht worden sind: „Das war ein fürchterlicher Tag für ihn, als alle Zuschauer geklatscht haben. Für ihn ist sein berufliches Leben, seine Agfa, zusammengebrochen.“

Heute ist für ihn und Ehefrau Gitta ein Ehrentag. Beide wollen keinen Riesenrummel, doch die beiden Töchter Karin und Susi, weitere Familienangehörige, sowie ein paar Freunde und Nachbarn wollen mitfeiern. Heinz Schywek bleibt gelassen: „Es ist alles vorbereitet.“

 

 

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