60 Euro fürs Schwarzfahren: Die Reaktionen

München - Schwarzfahrer in Bussen und Bahnen sollen künftig mehr zahlen. Der Bundesrat beschloss am Freitag einen Vorschlag, das „erhöhte Beförderungsentgelt“ von 40 auf 60 Euro anzuheben. Geht es nach dem Willen des Bundesverkehrsministeriums, soll diese Erhöhung im Frühjahr 2015 in Kraft treten.
Die Länder hingegen wollen die erste Anhebung seit zwölf Jahren bereits zu Neujahr. 2003 wurde der Betrag von 30 auf 40 Euro erhöht. Doch nicht alle in München sind glücklich mit dem Bußgeld-Anstieg. Schon seit Längerem fordern vor allem die Münchner Verkehrsbetriebe, die Geldstrafe nach oben zu schrauben.
Auch Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) ist der im europaweiten Vergleich niedrige Betrag ein Dorn im Auge. „Viele versuchen, auf Kosten der anderen davonzukommen“, sagt Dobrindt. Es gehe auch „um Fairness gegenüber anderen Fahrgästen“.
60 Euro fürs falsche Ticket? „Zu viel“, findet der Fahrgastvertreter Von einem positiven Signal spricht die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG). „Das ist vor allem eine gute Nachricht für alle ehrlichen Fahrgäste, auf deren Kosten die Schwarzfahrer ja unterwegs sind“, sagt MVG-Chef Herbert König der AZ. „Die Anhebung ist überfällig, weil die bisher zu zahlenden 40 Euro kaum noch jemanden abschrecken.“
Allein bei der MVG verursachen Schwarzfahrer jährlich Einnahmenausfälle von mehr als zehn Millionen Euro. Bundesweit liegt der Gesamtschaden um mehr als das Zwanzigfache höher. Die Schwarzfahrerquote liegt im Münchner Raum bei rund drei Prozent.
Fahrgastvertreter stehen der Bußgeld-Erhöhung jedoch auch kritisch gegenüber. Andreas Nagel von der Aktion Münchner Fahrgäste vermisst von den Verkehrsunternehmen Augenmaß. „Es kann nicht sein, dass jemand, der versehentlich das falsche Ticket gelöst hat, 60 Euro bezahlen muss. Das ist zu viel“, sagt Nagel der AZ. Die Rede ist hier von „Graufahrern“. Dazu gehören auch Passagiere, die keinen Fahrschein erwerben konnten, weil etwa der Fahrkarten-Automat defekt war.
Laut Nagel sollen die Unternehmen in solchen Fällen öfter mal ein Auge zudrücken. Die Fahrgastvertreter fordern, dass die Ticket-Automaten einfacher zu bedienen sein sollen. „Vor allem ältere Leute haben Angst, beim Kartenkauf etwas falsch zu machen, und fahren lieber mit dem Auto“, sagt Andreas Nagel. Ihn stören auch die unübersichtlichen Tarife.
Den Vorschlag, Schwarzfahrer mit Drehkreuzen an den U-Bahn-Zugängen auszusperren, weist die MVG ab. Gründe hierfür seien zu hohe Investitionen sowie wenig Platz für solche Systeme.