60 Ersatz-Omas in der ganzen Stadt
Das Projekt „Zuhause gesund werden“ gibt’s seit 20 Jahren: Am Mittwoch wird gefeiert
MÜNCHEN Sie kommen bei Grippe oder Windpocken. Sie lesen vor, spielen und trösten. Sie helfen, wenn Eltern arbeiten müssen und jemanden brauchen, der ihr krankes Kind betreut: die Damen vom Projekt „Zuhause gesund werden“, das heuer sein 20-jähriges Bestehen feiert.
Angefangen hat 1989 alles mit der Beobachtung, „dass viele Kinder nicht mehr krank sein durften. Sie wurden in die Schule oder den Kindergarten geschickt, obwohl es ihnen schlecht ging, weil die Eltern im Beruf nicht fehlen durften“, sagt Projekt-Leiterin Hildegard Ballmann. Deshalb begann eine Hand voll Mütter damit, in Neuperlach „fremde“ Kinder zu versorgen.
Heute koordinieren Ballmann und vier Büro-Mitarbeiterinnen die Einsätze von 60 „Ersatz-Omas“ im Stadtgebiet. Ein Kinderarzt hält sie regelmäßig über neue Erkenntnisse in seinem Fach auf dem Laufenden. Und weil die Mütter immer früher in ihre Berufe zurückkehren, und deshalb die Zahl der betreuten Babys steigt, gehört ein Säuglingspflegekurs zum Programm.
Auch sonst hat sich einiges verändert: „Krankheiten, gegen die man impfen kann, sind zurückgegangen“, sagt Hildegard Ballmann. Dafür gibt es jetzt die Schweinegrippe. „Aber bei der bremsen wir noch. Da kommen wir nicht“, erklärt die Chefin. Und die Kinder? „Einige schauen deutlich mehr fern und wollen seltener vorgelesen bekommen. Und manche Kinderzimmer von heute sind übermäßig mit Spielsachen vollgestopft.“ Aber von den kleinen Patienten bekomme man „sehr viel zurück“.
Der Betreuungs-Service kostet 5 Euro/Stunde. 2008 haben die Freiwilligen 1350 Familien unterstützt, „und heuer werden es noch mehr“, sagt die Chefin. „Deshalb suchen wir laufend neue Helferinnen.“ nk
Das Notfruf-Telefon von „Zuhause gesund werden“ ist Mo bis Fr, von 8-12 Uhr besetzt. Tel. 2904478. Am Mittwoch feiert der Verein sein Jubiläum ab 15 Uhr in der Thierschstraße 17.
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