6 Tipps für schöne Spaziergänge in München, die erlaubt sind

München - Wer inmitten Oberbayerns lebt, neigt ja manchmal dazu, an jedem schönen Wochenende den Ausflug an die Seen oder in die Berge anzutreten. Warum auch nicht? Normalerweise. Denn auch in dieser Hinsicht sind es besondere Zeiten. Das Eine darf man nicht – mit der Wandergruppe losziehen zum Beispiel, das Andere soll man nicht – von tagestouristischen Ausflügen rät sogar Bundeskanzlerin Angela Merkel immer wieder ab.
Was also läge näher, als das schöne Nahe? Für alle Münchner also: den kleinen, erlaubten Spaziergang, in der eigenen Stadt zu verbringen, die ja sehr viel zu bieten hat.
Statt Isar und Englischem Garten
Die AZ macht sich an diesem Wochenende auf eine kleine Reise daheim. Und auch die Münchner können sich davon ein bisserl inspirieren lassen. Und zum Beispiel, ganz abseits der Menschenmassen an der Isar, einfach mal durch Bogenhausen streifen. Im Schlachthofviertel graffiti-besprühte Wände bewundern oder in Pasing entlang der Würm flanieren. Das wäre doch was, an diesem Wochenende, an dem die Temperaturen wieder an der 20-Grad-Marke kratzen werden.
Von Fröttmaning kennen viele Münchner aus anderen Ecken der Stadt ja nur die Allianz Arena, die sie in normalen Zeiten von der U-Bahn aus über die schier endlose Esplanade erreichen. Dabei gibt es hoch im Münchner Norden noch mehr zu entdecken, jetzt in der Fußball-freien Zeit. Zum Beispiel Münchens ältestes Kirchlein, das wir Ihnen auf der linken Seite ans Herz legen.
Auch Berg am Laim ist so eine Ecke der Stadt, die vielen Münchnern wenig präsent ist – und erst recht nicht als Ziel für den Wochenend-Spaziergang. Auf der rechten Seite werfen wir einen Blick auf den Gleispark. Wo auch immer Sie das Wochenende verbringen: Gute Nah-Erholung!
Unweit der Allianz Arena steht Münchens älteste Kirche
Das Hinkommen ist ganz einfach: Mit der U6 Richtung Garching fahren und in Fröttmaning in Fahrtrichtung aussteigen. Dann geht’s – Fußball-Fans kennen den Weg nur allzu gut – auf die Brücke über den Gleisen zu Fuß genau auf die Allianz Arena zu.

Hier wendet man sich an den Eingangskontrollen nach rechts und überquert auf der Brücke die Autobahn A9. Drüben am Fuß des renaturierten ehemaligen Müllbergs angekommen, wendet man sich nach links (Kurt-Landauer-Weg), geradeaus und an einem Abzweig erneut nach links.
Schon steht man vor dem katholischen Kirchlein Hl. Kreuz aus dem 11. Jahrhundert – die mittelalterliche Chorturmkirche mit 1,10 Meter dicken Mauern ist damit die älteste Kirche im Stadtgebiet Münchens. Rein kann man derzeit nicht (keine Gottesdienste!), weshalb auch der größte Schatz der Kirche, die einzigen romanischen Fresken in Deutschland, die (um 1100 herum) mit Kalk auf Ziegel gemalt worden sind, leider verborgen bleiben. Doch auch von außen ist das mittelalterliche Bollwerk mit dem kleinen Friedhof außen rum sehr sehenswert.
Und dann? Den Weg zurück, am Abzweig geradeaus gehen zum Kunstwerk "Versunkenes Dorf", quasi eine Replik der alten Kirche, das an das aufgelassene alte Dorf Fröttmaning erinnert. Danach entweder rauf auf den Müllberg zum Windradl oder gleich zurück zur U-Bahn Fröttmaning.
Tipp von Thomas Müller
Schöne Villen und viel Grün in Bogenhausen
Vorbei an prächtigen Villen, begleitet von Vogelgezwitscher führt uns dieser etwas längere Spaziergang durch Altbogenhausen zu dem verwunschenen und oft menschenleeren Herzog-Albrecht-Park.

Los geht es am Friedensengel (Bus 100), wo wir zuerst den Blick über die Altstadt genießen. Anschließend drehen wir der Nike den Rücken zu, lassen die Maximiliansanlagen links liegen und biegen dahinter in die Maria-Theresia-Straße ein. An prächtiger Architektur entlang geht es immer geradeaus. Erst ganz am Ende nehmen wir doch noch ein Stück durch die Maximiliansanlagen mit Blick auf St. Georg. Wer mag, dreht hier noch eine Runde über den alten Bogenhauser Friedhof. Sonst geht es sofort die paar Stufen hinunter und gleich wieder rechts in Richtung Montgelasstraße. Wir überqueren sie und gehen ein Stück bergauf an der Straße entlang.
Gleich hinter dem Copyshop führt eine weite Treppe direkt in den Herzogpark. Unten biegen wir rechts in die Kolbergerstraße, die wir entlangschlendern, bis wir auf die Vilshofener Straße stoßen. Hier biegen wir nach links, wo sich der kleine Park mit Bänken zum Verweilen versteckt.
Zurück geht es über die Mauerkircher oder Pienzenauer Straße. Wieder an der Montgelasstraße gibt’s im Monte Gelati (Samstag Ruhetag) noch ein Eis zur Belohnung. Dann spazieren wir an der Isar zurück zum Friedensengel.
Tipp von Nina Job
Wände voller Geschichten im Schlachthofviertel
Wir starten am Sendlinger Tor, gehen in die Thalkirchner Straße und machen inen Abstecher auf den Südfriedhof, ein bisschen Eichhörnchen gucken. Wir wundern uns auch über die vielen Gräber, in denen ein Rentier begraben ist und entdecken den ein oder anderen Straßennamen – denn hier liegen bekannte Persönlichkeiten der Stadt. Dann halten wir am Tröpferlbad, das als linkes Zentrum angemessen vollgetaggt und gesprüht ist. Bei der Metzgerei Bauch in der Thalkirchner Straße 61 können wir eine Leberkassemmel auf die Hand holen.

So gestärkt spazieren wir weiter zum ehemaligen Viehhofgelände, wo jetzt der Bahnwärter Thiel ist an der Tumblinger Straße. Wir bleiben sehr lange und bestaunen die Graffitis, die oftmals sehr aufwendig und fein sind, da legal und somit in Ruhe gesprüht werden darf.
Wir können noch bei der Alten Utting in der Lagerhausstraße vorbeischauen. Hier werden die Bestellungen über einen Korb von der Brücke heruntergereicht. Oder wir holen uns im Café Zimt in der Ehrengutstraße einen Spritz auf die Hand. Wir bleiben in dieser Ecke, genießen die vielen Kirschbäume und versuchen bei den Häusern genau hinzuschauen und zu bestimmen, ob das nun Neurenaissance oder Neubarock ist – zumindest tun wir so, als hätten wir davon Ahnung.
Tipp von Jasmin Menrad
Ein Rundgang zu den mittelalterlichen Relikten in der Altstadt
Los geht’s am Marienplatz, wo der Alte Rathausturm, ein Relikt des Talburgtors, an ein Tor des ersten Mauerrings erinnert. Nach schweren Zerstörungen im Krieg war er nach historischem Vorbild zu den Olympischen Spielen 1972 wieder aufgebaut worden.

Wenige Minuten davon entfernt, hinter dem Luitpolblock, ist von der zweiten Stadtmauer ein Teilstück an der Jungfernturmstraße mit der Südmauer des Jungfernturms erhalten. Sehr sehenswert, sehr fotogen! Dann spazieren wir zurück Richtung Marienplatz und das Tal runter. Nördlich des Isartors wurden hier 1984 Reste der zweiten Stadtmauer freigelegt. Sie sind zwar heute wieder unter der Erde verschwunden, durch rote Steine im Straßenpflaster ist der Mauerverlauf zwischen Isartor und Lueg ins Land aber zu erkennen. Ein kurzes Stück der Mauer verläuft noch überirdisch und ist mit neuen Ziegeln abgedeckt. Geradeaus weitergehen zum "Vindelikerhaus", in das ein Teil der Nordmauer des Wachturms Lueg ins Land integriert ist. An der Fassade ist noch eine Schießscharte zu erkennen. Die pittoreske Malerei ist aus den 20er Jahren.
Auch von der Zwingermauer sind hier noch Reste erhalten – etwa im Kellergeschoss am Thomas-Wimmer-Ring 1. Weitaus besser zugänglich ist freilich der Innenhof am Thomas-Wimmer-Ring 1a, wo weitere Reste der Zwingermauer und die Grundmauern des Prinzessturms zu sehen sind.
Tipp von Thomas Müller
Kurze Runde durchs Biotop im Münchner Osten
Ein Bauzaun hatte lange noch den Eingang zu dem neuen Park im Münchner Osten verdeckt. Dabei war der "Gleispark" schon fertig. Inzwischen ist das 62 000 Quadratmeter große Areal im Neubaugebiet "Baumkirchen Mitte" kein so richtiger Geheimtipp mehr. Ob der unkonventionelle Park, in dem die alten Schienen und Strommasten des früheren Bahnbetriebswerks noch kreuz und quer auf dem Boden liegen, allen gefällt, ist eine andere Debatte.

"Da ham’s aber noch viel zu tun", hörte ich unlängst ein älteres Ehepaar sagen, als es über den 480 Meter langen Steg am Rande des Gewerbegebiets an der Neumarkter Straße entlang ging. Dass die Kabeltrommeln oder die Lokdrehscheibe so verwittert bleiben werden, hab ich nicht gewagt zu sagen.
An warmen Tagen sonnen sich auf dem Steg nicht wie in anderen Grünanlagen die Städter, sondern Zauneidechse und Ödlandschrecke. Für die ist die neue Grünfläche in Berg am Laim eigentlich errichtet worden. Sie und die Blauflügelige Sandschrecke sind streng geschützte Arten und finden auf dem Gelände ideale Lebensbedingungen. Deshalb sind die Menschen hier zwar geduldet, dürfen aber die Schrott- und Schotterflächen nicht betreten. Auf den Betonbänken hat man an lauen Abenden einen fantastischen Blick auf den Sonnenuntergang – und fühlt sich, fast, wie am Land.
Tipp von Lea Kramer
Ein Flüsschen-Spaziergang von Pasing bis Planegg
Sie plätschert leise, manchmal rauscht sie auch ein bisschen und sie schimmert in allen Schattierungen zwischen gold, lind- und tannengrün: die Würm. Von der die Menschen im Münchner Westen sagen, sie sei schon deshalb die bessere Isar, weil sie in Wahrheit nur ein Flüsschen ist, und weil man hier selten mehr als ein paar Spaziergängern (und noch seltener Radlrambos) begegnet.

Losspazieren kann man beispielsweise vom Pasinger S-Bahnhof aus, wenn man sich Richtung Südwesten bewegt (Kaflerstraße da überqueren, wo drunter der Nymphenburger Kanal fließt) und weiter über die Grünanlage am Manzingerweg nach Süden. Von da folgt man dem Weg "Am Wasserschloss" und erreicht den Pasinger Stadtpark, der sich über eineinhalb Kilometer an der Würm entlang erstreckt – eine Art kleiner Bruder des Englischen Gartens. Weite Wiesenflächen wechseln sich ab mit Baumgruppen. Hie und da ist die Würm aufgestaut und bildet kleine Seen.
Wer noch weiter gen Süden spaziert, erreicht den Paul-Diehl-Park, der schon hinter der Stadtgrenze liegt, in der Gemeinde Gräfelfing. Über eine Brücke kann man die A 96 überqueren und an der Würm weiterspazieren bis Planegg. Lohnenswert ist dort ein Abstecher durch den Wald zur Wallfahrtskirche Maria Eich.
Genug frische Luft gehabt nach zwei Stunden am Wasser? Dann bringt einen am Bahnhof Planegg die S-Bahn wieder heim.
Tipp von Irene Kleber
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