5,5 Milliarden Euro: So reich ist das Erzbistum München

Vergelt’s Gott: Die Erzdiözese München und Freising hat ihr Vermögen offengelegt. Was das Bistum besitzt – und wie die Milliarden zusammenkommen.
von  Christian Pfaffinger
Das erzbischöfliche Ordinariat in München.
Das erzbischöfliche Ordinariat in München. © dpa

München - Sie hat ja selbst gar nicht gewusst, wie reich sie ist. Das hat sie auch nicht so arg gestört, denn was da war, das war halt da. Weil dann aber der Skandal war, hat sie nun doch mal nachgeschaut. Und jetzt weiß sie, dass sie schon ganz schön geldig ist. Eigentlich gar: die Geldigste.

München mit Chicago die reichste Diozöes der Welt

Sie, die Erzdiözese München und Freising, hat erstmals in ihrer Geschichte eine Bilanz vorlegt und so ihr Vermögen offenbart – zumindest zu großen Teilen. Jetzt weiß sie und jetzt wissen wir: Auf rund sechs Milliarden Euro kommt das Vermögen der Erzdiözese und ihrer größten Stiftungen. Damit ist sie nach bisherigem Stand die reichste der 27 katholischen Diözesen in Deutschland.

Bisher hielt diesen Titel das Bistum Paderborn mit rund vier Milliarden Euro Vermögen. Jetzt konkurriert München wohl sogar mit Chicago (USA) um den Titel der reichsten Diözese der Welt. Die AZ zeigt, wie viel das Erzbistum besitzt, wie die Bilanz zustande gekommen ist – und was nicht drinsteht.

Das neue Gebäude des Erzbischöflichen Ordinariats in München wurde für rund 55 Millionen Euro saniert. Foto: dpa

 

 

Das Vermögen

Das Bilanzvermögen der Erzdiözese beträgt 3,3 Milliarden Euro. Ein großer Teil davon sind Immobilien und andere Sachwerte wie wertvolle Bücher oder Kunstgegenstände (1,3 Milliarden Euro). Dazu kommen Finanzanlagen zum Beispiel in Form von Aktien (1,5 Milliarden Euro). Im Umlaufvermögen befinden sich liquide Mittel in Höhe von rund 440 Millionen Euro.

Dazu kommen knapp zwei Milliarden Euro an Vermögen, das in drei Stiftungen der Erzdiözese untergebracht ist: der Bischof-Arbeo-, der St.-Antonius- und der St.-Korbinian-Stiftung. Diese Mittel sind in den Stiftungen jeweils zweckgebunden. Die Emeritenanstalt, die für die Altersversorgung von Priestern zuständig ist, besitzt rund 237 Millionen Euro, der Erzbischöfliche Stuhl, der Träger des erzbischöflichen Amtsvermögens ist, hat gut 56 Millionen Euro.

Was dazu gehört

Das Erzbistum München und Freising liegt zum größten Teil in Oberbayern und umfasst 748 Pfarreien mit 747 Pfarrkirchen, 1141 Filial- und Nebenkirchen sowie 1407 Kapellen. Der Erzbischof Reinhard Kardinal Marx leitet das Bistum mit 963 Priestern und 275 Diakonen. Das Erzbistum wird vom Erzbischöflichen Ordinariat in der Münchner Kapellenstraße aus verwaltet.

Die Bilanz

Zweieinhalb Jahre lang haben 47 Experten daran gearbeitet, rund acht Millionen Euro hat sie gekostet: die erste Bilanz des Bistums. Die mag selbst im eigenen Haus überrascht haben. Beispiel Sachanlagevermögen: Schätzte man dessen Wert im vergangenen Jahr noch auf rund 230 Millionen Euro, weiß man jetzt, dass die Gesamtheit aus Immobilien, Grundstücken und anderen Sachwerten mehr als das Fünffache wert ist. Das liegt daran, dass die Werte der Grundstücke und Immobilien das erste Mal geschätzt wurden. Vorher rechnete man sie zum großen Teil gar nicht ein.

Was fehlt

Einiges. Die Erzdiözese hat nämlich lediglich das Vermögen von sechs Rechtsträgern ausgewiesen (das eigene, das der drei Stiftungen, der Emeritenanstalt und des Erzbischöflichen Stuhls).

Denen gehört aber lange nicht alles, was man dem Erzbistum von außen zurechnen darf. So wurden beispielsweise nur 352 von rund 7000 Immobilien geschätzt. Der Grund: Viele davon, wie Kirchen aber auch Schulen oder Wohnungen, gehören zu anderen Rechtsträgern. In der Erzdiözese existieren zum Beispiel noch rund 750 weitere Stiftungen, denen dann wiederum eine Pfarrei samt Kirche und Vermögen gehört. So gehört zum Beispiel die Frauenkirche (und deren Grund) der „Metropolitan- und Pfarrkirchenstiftung Zu Unserer Lieben Frau“.

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Hinzu kommen Vermögen von Klöstern und Glaubensgemeinschaften, die streng genommen selbstständig sind, also etwa Benediktiner- oder Jesuitenorden. Das nicht aufgeführte Vermögen habe aber „nicht annähernd“ die Höhe des bereits genannten Betrags, heißt es im Erzbistum.

Das sagt der Chef

Als Generalvikar leitet Peter Beer die Verwaltung der Erzdiözese München und Freising. Als er bei der Vorstellung der Bilanz auf die Höhe des Vermögens angesprochen wird, sagt er: „Wir haben eine große Leistungsfähigkeit, die kein Selbstzweck ist.“ Die Kirche sei kein Konzern, sie müsse die Mittel im Sinne ihrer Kernaufgaben wie Bildung, Seelsorge und soziales Engagement nutzen.

Allerdings sagte er auch: „Manchmal missrät das Ganze, und die öffentliche Diskussion über das Vermögen der Kirche zeigt, dass einiges übersehen und vernachlässigt wurde.“ Damit spielt er auf den Skandal um Franz-Peter Tebartz-van Elst an. Vor rund zweieinhalb Jahren sorgte der damalige Limburger Bischof mit einem Protzbau auf Kirchenkosten für Aufsehen. Er ließ sich nach öffentlichem Protest des Amtes entheben. In der Folge hatten sich etliche Diözesen vorgenommen, mit ihren Finanzen transparenter umzugehen.

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