5,2 Millionen: Münchens teuerste Kita
MÜNCHEN - 5,2 Millionen Euro bezahlt die Stadt für den Kindergarten und die Krippe im alten Heizkraftwerk. Das ist doppelt so teuer wie sonst, aber es gibt keine Alternative. Das neue In-Viertel heizt die Preise ein.
Es wird Münchens bislang teuerste Luxus-Immobilie – und die Stadt baut darin den mit großem Abstand teuersten Kindergarten Münchens. Und das im abgetakelten ehemaligen Heizkraftwerk in der Müllerstraße. 5,2 Millionen Euro muss die Stadt auf den Tisch blättern – und etwas zurückkaufen, was ihren Stadtwerken einmal gehört hat. SPD und Grüne hatten mit dem Projekt lange Bauchschmerzen, weswegen die Entscheidung immer wieder verschoben wurde.
Begonnen hat es damit, dass die Stadtwerke das stillgelegte Heizkraftwerk nach einer Ausschreibung meistbietend verkauft hat: An die LBBW-Immobilien – jene Immobilientochter der Landesbank Baden-Württemberg, die in großem Sammeleifer in München mögliche Edel-Adressen aufgekauft und übernommen hat: Residenzpost (liegt still), Hofstatt auf dem alten AZ/SZ-Gelände (kommt kaum voran) oder auch das Stachus-Untergeschoss.
Zusammen mit Alpha Invest Projekt erstand man auch das Heizkraftwerk. Dort wird über den Dächern Münchens teuerste Wohnung entstehen: Eine 600 Quadratmeter große Penthouse-Wohnung über zwei Etagen – für 20000 Euro pro Quadratmeter. Das neue In-Viertel ums Heizkraftwerk heizt die Preise an.
Die Stadt will dort aber auch eine Kindertagesstätte bauen. In einem der neuen Nebengebäude des Heizturms. Weil sie in der Gegend keine eigenen Grundstücke hat, muss sie den Anteil für die Kindertagesstätte zurückkaufen. Das hat der Stadtrat gestern beschlossen. Zum Marktpreis: 5,2 Millionen Euro teuer wird die Kita mit einem zweigruppigen Kindergarten und mit zwei Kinderkrippengruppen. Kaufpreis, Baupreis und Einrichtung inclusive. „Das ist doppelt so teuer wie eine normale Kindertagesstätte“, so SPD-Fraktionschef Alexander Reissl. Deshalb haben SPD und Grüne lange gezögert. Doch: „Es gibt in diesem Gebiet kein Grundstück, das billiger ist“, so Reissl. CSU-Konkurrent Josef Schmid formulierte es klarer: „Hier ist die Vorfahrt für Kinderbetreuungsplätze angemessen.“
„Es ist ein wertvolles Grundstück, das an dieser Stelle extrem teuer ist“, meinte auch OB Christian Ude. Die Stadt solle sich das Geld von den Stadtwerke zurückholen, schlug CSU-Planungssprecher Walter Zöller vor. Indirekt ist das schon geschehen: Die Stadtwerke haben an die Stadt 250 Millionen Euro Gewinnbeteiligung und Gewerbesteuern für 2009 bezahlt.
Um das Projekt halbwegs zu sozialisieren, kramten die Grünen einen alten Vorschlag aus: Die oberste Etage öffentlich zu nutzen – mit einem Cafe oder ähnlichem.
Das brachte den Juristen in Ude in Fahrt: „Das ist nichts anderes als ein enteignungsrechtlicher Eingriff. Sich nachträglich bestimmte Nutzungen ohne Gegenleistung unter den Nagel zu reißen, halte ich für verfassungswidrig.“ Das würde auch nur „sündteures Geld“ kosten. Außerdem gebe es schon den „fast kostenlosen Blick über München“ - vom Rathausturm. Willi Bock
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