50 Jahre Olympische Spiele in München: Staatsbibliothek stellt Fotos aus
München - Tonnenschwerer Stahl, massiver Beton, meterhohe Tore, einschüchternde Megabauten: Genau das sollten die Olympischen Spiele von 1972 eben nicht sein. Genau so waren nämlich die Spiele unter den Nationalsozialisten 1936, die in Berlin auch ein Monstrum von Olympiastadion bauen ließen, das im Nachgang mit größter Mühe - heute mit einem Halbdach - ein kleines bisserl Leichtigkeit hat.
Die Münchner Spiele von 1972 sollten genau das Gegenteil der Nazi-Spiele sein. Locker, luftig, erfrischend, wie das Olympiadach eben. Sogar die Nazifarben Schwarz-Rot-Weiß waren tabu. Genau das veranschaulicht nun eine Fotoausstellung der Staatsbibliothek im Rahmen des 50-jährigen Olympia-Jubiläums, die ab 11. Mai in der Ludwigstraße zu sehen ist. Fast zwei Jahre lang haben die Kuratorinnen Katharina Wohlfahrt und Cornelia Jahn dafür die eigenen Archive sortiert. Herausgefiltert haben sie ein Best of: 140 Olympiafotos, die teils noch nie veröffentlicht wurden.
Blitzschnelle Wandlung Münchens
Eindrücklich wird die blitzschnelle Wandlung Münchens gezeigt - wie zum Beispiel das Oberwiesenfeld von einem Flugplatz zum Olympiazentrum wurde. Die ausgestellten Luftaufnahmen zeigen das wie im Mini-Daumenkino. Einige stammen von Max Prugger, einem Pionier von Münchner Luftaufnahmen. Von Türmen und Flugzeugen fotografierte er. Der Gesamtfundus ist groß. Vor einiger Zeit hat die Staatsbibliothek das Fotoarchiv des Magazins "Stern" übernommen. Es umfasst etwa 15 Millionen Bilder - darunter Tausende Olympia-Aufnahmen.
U-Bahn, Olympia-Gelände, Infrastruktur: Kuratorin Jahn, die die AZ am Dienstag vorab durch die Ausstellung führt, fasst den Olympia-Boom so zusammen: "Olympia war für die Stadt wie eine Rakete. München hatte ja bereits Pläne, wie man sich in 30 Jahren entwickeln wollte", sagt Jahn, "aber als der Zuschlag für die Olympischen Spiele 1972 im Jahr 1966 feststand, passierte das alles innerhalb von nur sechs Jahren!"
Fünf Stationen hat die Fotoausstellung in der Staatsbibliothek rund um den prunkvollen Treppenaufgang. Und die vierte Station könnte man passend als düstere Gasse sehen. Sie zweigt nach links ab. Hier wird fotografisch an den 5. September 1972 erinnert, als palästinensische Terroristen israelische Sportler als Geisel nahmen.
Alle elf Sportler starben. "Ich glaube, die Sicherheitsvorkehrungen waren viel zu naiv", sagt Cornelia Jahn. Schließlich habe es schon den RAF-Terror gegeben. Sie ist sicher: "Heute würde das so nicht mehr passieren."
11. Mai bis 4. September 2022, Ludwigstraße 16, Eintritt frei
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