490 Millionen – was könnte man damit alles machen!
MÜNCHEN - Busse, Krippen oder Autobahn? - Kaum ist das Projekt Transrapid abgeblasen worden, beginnt der Streit ums Erbe. Entsprechenden Begehrlichkeiten will Finanzminister Erwin Huber den Garaus machen.
Der Freistaat war bereit, für sein „Leuchtturm“-Projekt tief in die Tasche zu greifen: Er hätte sich den Transrapid 490 Millionen Euro kosten lassen. Doch jetzt ist der CSU-Traum vom Prestige-Zug geplatzt. Und das reservierte Geld ist wieder frei! Wofür könnten die Millionen ausgegeben werden?
Express-S-Bahn:
Für OB Christian Ude (SPD) ist klar: Das Geld muss trotz allem in eine bessere Flughafenanbindung gesteckt werden. Dabei sieht er sowohl den Bund, als auch den Freistaat in der Pflicht. „Das Problem der Anbindung wurde bei der Planung des Flughafens verdrängt. Und dann wurde ein Jahrzehnt mit dem Transrapid vertrödelt!“ wetterte Ude gestern. Sein Finanzierungs-Konzept für die Express-S-Bahn: „Wenn der Freistaat 400 Millionen Euro zur Verfügung stellt, der Bund genauso viel und der Flughafen noch einmal 100 Millionen drauf-legt, sind wir bei 900 Millionen – das reicht!“
Krippen:
Ein neuer Krippenplatz kostet nach Angaben des städtischen Personalreferats rund 38000 Euro. Würde der Freistaat das Geld also in den Krippenausbau investieren, könnten 12894 neue Plätze geschaffen werden! „So viele würden wir eventuell gar nicht brauchen“, meint Isolde Schwarz-Krieger vom Personalreferat – um nach kurzer Pause hinzuzufügen: „Obwohl?“ Nicht mit eingerechnet wären freilich die 15900 Euro, die der Unterhalt eines Platzes pro Jahr kostet.
Busse:
Die Münchner-Verkehrsgesellschaft könnte ihren Fuhrpark mit dem Geld massiv vergrößern. 490 Millionen Euro, das würde laut MVG für 1630 neue Busse reichen! „Wir wünschen uns, dass der Freistaat einen Teil des Geldes verwendet, um die Fahrzeug-Förderung aufzustocken“, sagte MVG-Chef Herbert König der AZ. „Davon hätten alle Bürger in Bayern etwas!“
Lehrer:
Laut Bildungsministerium kostet eine Lehrerstelle durchschnittlich 50000 Euro im Jahr. Alleine mit dem Geld, das für den Transrapid gedacht war, könnte der Freistaat also 326 neue Lehrer einstellen – und das für 30 Jahre! „Das wäre eine gute Investition in die Zukunft!“ sagte Ministeriumssprecher Ludwig Unger.
Autobahn:
Die A 8 ist Südbayerns wichtigste Ost-West-Verbindung – und ein Nadelöhr. Schmal und gewunden kann die Autobahn in Schwaben ihre Verkehrslast kaum tragen. Mit dem Transrapid-Geld wäre der Ausbau zwischen Augsburg und Ulm leicht zu finanzieren: Insgesamt kostet er 376 Millionen Euro. Jedoch wird der Freistaat dafür mit Sicherheit nicht aufkommen – Autobahnen gehören dem Bund.
Doch auch allen anderen Begehrlichkeiten will Finanzminister Erwin Huber den Garaus machen: „Das Geld war für Hochtechnologie vorgesehen und wird auch entsprechend verwendet. Die Staatsregierung wird dies mit der Landtagsfraktion erörtern, um in allen Landesteilen Leuchttürme zu setzen.“
J. Lenders