3600 € Strafe für Brutalo-Ordner

Public Viewing der Champions League im Hirschgarten: Ein Ordner nimmt einen Chelsea- Fan in den Schwitzkasten, bis er umkippt. Dafür muss er 3600 Euro Strafe zahlen
von  John Schneider
Champions League Finale FC Bayern gegen FC Chelsea: Britische Fans feiern beim Public Viewing im Biergarten.
Champions League Finale FC Bayern gegen FC Chelsea: Britische Fans feiern beim Public Viewing im Biergarten.

Public Viewing der Champions League im Hirschgarten: Ein Ordner nimmt einen Chelsea- Fan in den Schwitzkasten, bis er umkippt. Dafür muss er 3600 Euro Strafe zahlen

München -
Vielleicht wäre sein Übergriff folgenlos geblieben. Doch Security-Mann Robert L. (43) wurde dabei gefilmt wie er einen jungen Chelsea-Fan von hinten in den Unterarm-Würgegriff nahm.

Greg W. wurde ohnmächtig und sank zu Boden. Das konnten sich die Prozessbeteiligten bei der Verhandlung vorm Amtsgericht noch einmal auf einem PC–Monitor anschauen.
Was sie sahen, war eine Auseinandersetzung beim Public Viewing des Champions-League-Endspiels am 19. Mai im Hirschgarten. Die Sicherheits-Crew hatte zunächst mit den britischen Fans diskutiert. Um Zusammenstöße mit Bayern-Fans zu vermeiden, wurde den mit blauen Trikots, Schals und Fahnen ausgerüsteten Briten der Zugang verweigert.

Doch die stellten sich quer. Es kam zu einem Gerangel, bei dem auch nach ihm geschlagen worden sei, berichtet Robert L. Er bekam Greg W. zu fassen, wollte ihn eigentlich am Kinn mit dem Unterarm festhalten, rutschte aber ab.

Mit seinen kräftigen Unterarmen drückte der Hüne nun die Halsschlagadern seines Opfers zu. Wie er sagt, ohne Absicht. Es dauerte nur Sekunden, da verlor Greg W. das Bewusstsein. „Seine Füße wurden schlaff. Aber ich dachte, er simuliert“, berichtete Robert L. gestern vor Gericht. Er ließ los, der Bewusstlose sank zu Boden. „Aber er stand nach neun, zehn Sekunden wieder auf und lief fort“, so Robert L.

Seit 12 Jahren arbeite er unter anderem auf der Wiesn als Security-Mann. Bei seinen Einsätzen sei oft ein Simulant dabei, der eine Verletzung oder Schmerzen nur vortäusche. Der Schotte simulierte nicht, das weiß Robert L. jetzt.

Bei Greg W. hat er sich entschuldigt und ihm 2000 Pfund überwiesen. Der Chelsea-Fan nahm die Entschuldigung an und sagte, dass er keine Folgeschäden davon getragen habe.
Die Anzeige gegen den Security-Mann kam übrigens von Bayern-Fans. Die hatten sich über die Behandlung der gegnerischen Anhänger aufgeregt.

Richter Matthias Braumandl entschied auf eine Geldstrafe wegen gefährlicher Körperverletzung. 3600 Euro muss Robert L. für sein „Augenblicksversagen“ zahlen. Er habe falsch reagiert, schrieb ihm der Richter ins Stammbuch.

Die Situation im Hirschgarten hätte man auch anders lösen können.

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