34-Jährige fährt Amok: "Ich fühlte mich verfolgt"

In der Neuhauser Straße und am Marienplatz fährt sie wahllos Passanten an. Als die Polizei sie stoppen will, flüchtet sie. Jetzt droht der Frau die Unterbringung in der geschlossenen Anstalt.  
Torsten Huber |
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In der Fußgängerzone laufen gerade die Vorbereitungen zur "Kultur- und Shoppingnacht", als Marlene S. - hier auf der Anklagebank - im Mercedes durch die Menschenmenge braust.
D. von Loeper/Torsten Huber In der Fußgängerzone laufen gerade die Vorbereitungen zur "Kultur- und Shoppingnacht", als Marlene S. - hier auf der Anklagebank - im Mercedes durch die Menschenmenge braust.

In der Neuhauser Straße und am Marienplatz fährt sie wahllos Passanten an. Als die Polizei sie stoppen will, flüchtet sie. Jetzt droht der Frau die Unterbringung in der geschlossenen Anstalt.

München - „Da fährt ein großer Mercedes einfach durch die Fußgängerzone“, meldet sich eine männliche Stimme in der Münchner Polizeieinsatzzentrale. Der Anfang einer irren Verfolgungsjagd mit streckenweise Tempo 100 durch die Altstadt.

Jetzt steht die Amokfahrerin Marlene S. (34) wegen Nötigung und fahrlässiger Gefährdung des Straßenverkehrs vor dem Münchner Landgericht. Ihr droht die Einweisung in die geschlossene Therapie. Vermutlich leidet die Hausfrau unter Verfolgungswahn. Es ist der 7. September 2012, ein Freitag. In der Fußgängerzone sind Arbeiter mit den Aufbauten für die bevorstehende „Kultur- und Shoppingnacht“ beschäftigt. Gegen 11.45 Uhr braust ein schwerer Mercedes-SUV durch die Ettstraße. Vorbei am Polizeipräsidium in Richtung Neuhauser Straße. Der Wagen biegt nach links ab und bahnt sich hupend den Weg durch Münchens beliebte Einkaufsmeile. Ein Zeuge: „Sie hatte zirka 30 Sachen drauf und schob die Fußgänger regelrecht zur Seite. Wenn sie freie Bahn hatte, gab sie Gas.“

Auf Höhe Galeria Kaufhof stellt sich Werbemanager Nico H. (23, alle Namen geändert) der Amokfahrerin in den Weg: „Anstatt den Motor abzustellen, gibt sie immer leicht Gas, drückt die Stoßstange gegen meine Kniescheiben. Ich habe aufgegeben und dann an der Fahrerseite gegen die Scheibe geklopft. Keine Reaktion.“ Der Zeuge kann sich an die Frau am Steuer noch genau erinnern: „Die hat so einen irren Blick drauf. Richtig unheimlich.“

Sie schafft es, den Marienplatz zu überqueren. Am Ende stellen sich ihr die Rikscha-Fahrer in den Weg - bis die Polizei eintrifft. Der Beamte bittet um den Führerschein. Brav zeigt sie ihn her. Sie soll hinter dem Einsatzwagen herfahren. Ein paar Meter weit geht das gut. Dann biegt sie links in die Burgstraße ein, passiert den Alten Hof, rauscht weiter und biegt ohne Stopp in die Maximilianstraße ein. Sie nimmt einem Pkw die Vorfahrt. Sie überholt in der Luxus-Shoppingmeile, überfährt eine rote Ampel und düst Richtung Thomas-Wimmer-Ring. Dort biegt sie rechts ab. Weiter geht’s zum Isartor. Laut Anklage „erhöhte sie abermals ihre Geschwindigkeit, welche nunmehr zirka 100 km/h“ beträgt. Am Isartor überfährt sie erneut ein Rotlicht, um vor der Polizei zu fliehen. Inzwischen haben mehrere Einsatzwagen die Verfolgung aufgenommen. In der Blumenstraße gelingt es den Polizisten, den Mercedes zu stoppen.

Den verdutzten Beamten sagt sie: „Ich fühle mich verfolgt und muss fliehen.“ Laut Gutachten leidet die Deutsch-Brasilianerin an einer „paranoid halluzinatorischen Schizophrenie“. Am Mittwoch entscheidet die 2. Strafkammer über die Unterbringung in eine geschlossene Anstalt. Die darf sie erst wieder verlassen, wenn die Ärzte sagen, dass von ihr keine Gefahr mehr ausgeht.

 

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