300 neue Grippe-Fälle: Jetzt trifft's die Krankenhäuser
MÜNCHEN - In Bayern hat die Grippewelle ihren Höchststand erreicht: Das Landesgesundheitsamt meldet 1035 Neuerkrankungen, davon fast jede dritte in Oberbayern. Besonders gefährdet sind Mitarbeiter von Kliniken. Jedoch: Nicht einmal jeder vierte Angestellte ist geimpft.
Überall wird derzeit gehustet und geschneuzt. In München sind in den ersten fünf Tagen der Woche bereits 300 Neuerkrankungen gemeldet worden. Ein historischer Höchsstand! Denn es sind dreimal soviele wie in der bisherigen Rekordwoche von vor zwei Jahren, rechnet Jürgen Zühl, Abteilungsleiter Gesundheitsschutz im Referat für Gesundheit und Umwelt vor. "Eigentlich haben wir erwartet, dass die Zahl der Neuerkrankungen in dieser Woche nachlassen würde!"
Infektionsrisiko am Arbeitsplatz
Insbesondere Mitarbeiter von Kliniken und Arztpraxen sind durch die aktuelle Grippewelle in Bayern gefährdet. "Doch nur etwa 20 Prozent von ihnen lassen sich gegen Grippe impfen", sagt Nikolaus Frühwein, Präsident der Bayerischen Gesellschaft für Immun-, Tropenmedizin und Impfwesen. Er mahnt eindringlich: „Wir predigen seit Jahren, dass alle Mitarbeiter von Krankenhäusern und Arztpraxen zur Impfung gehen sollen.“
Auch die Kliniken selbst raten ihrem Personal zur Impfung. "Erst vor kurzem Wochen haben wir gezielt dazu aufgerufen", erzählt Bruno Neu, der als Leitender Oberarzt im Klinikum rechts der Isar beschäftigt ist. "Manche von denjenigen, die sich nicht impfen ließen, sind jetzt tatsächlich krank." Dennoch, betont er, sei der Krankenstand unter den Kollegen nicht höher, als für die kalte Jahreszeit generell üblich.
So macht sich die Grippe in den Münchner Krankenhäusern vor allem in steigenden Patientenzahlen bemerkbar. Dr. Christoph Dodt, Chefarzt Präklinik Klinikum Bogenhausen: "Die Patientenzahlen liegen in diesem Jahr 5 Prozent höher als in den sonstigen Jahren." Noch gibt es aber genügend freie Krankenhausbetten. Dr. Dodt: "Bislang konnten wir noch jeden Patienten unterbringen."
Nur in Bayern legt die Grippe noch zu
Ehe die Ansteckungsgefahr mit Grippe in München gebannt ist, wird noch einige Zeit vergehen. Denn gerade steigen die Zahlen der Neuerkrankungen in Bayern noch an - entgegen dem Bundestrend. Experte Nikolaus Frühwein spricht von einer mittelschweren Grippewelle. Älteren Menschen, chronisch Kranken und Angestellten in Bereichen mit hohem Publikumsverkehr empfiehlt er eine Impfung. Dennoch ist eine Grippeimpfung kein Rundumschutz. "Parallel zur Grippe gibt es derzeit auch eine heftige Erkältungswelle", sagt er. Dieser Erkältungstyp würde Beschwerden mit sich bringen, die oft über Wochen andauern. Mit oder ohne Impfung.
Vanessa Assmann
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