30 Jahre Unterstützungskommando: Feier und Kritik

1987 wurde die Spezialeinheit USK gegründet, die oft in die Kritik gerät. Ein Fall liegt gar beim Europäischen Gerichtshof.
Nina Job |
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Die Spezialeinheit USK wird 30: Sie wird eingesetzt, wenn Ausschreitungen zu erwarten sind. Herbert Schröger war bei einer Ausschreitung dabei - 2007, als es zu Gewalt gegen Löwen-Fans kam.
dpa/ho Die Spezialeinheit USK wird 30: Sie wird eingesetzt, wenn Ausschreitungen zu erwarten sind. Herbert Schröger war bei einer Ausschreitung dabei - 2007, als es zu Gewalt gegen Löwen-Fans kam.

München - Mit Glückwünschen von Innenminister Joachim Herrmann, Lob und Dank von mehreren Polizeipräsidenten für die "großartigen Leistungen" und Musik hat die Polizei in der vergangenen Woche das 30-jährige Bestehen des Unterstützungskommandos (USK) in München gefeiert.

"Es macht mich stolz, mit Ihnen dieses ganz besondere Jubiläum feiern zu können", sagte Staatssekretär Gerhard Eck (CSU). Doch das Bild der Spezialeinheit ist bei Fußballfans und Demonstranten nicht überall so glorreich wie polizeiintern – insbesondere diese beide Gruppen haben mit dem USK zu tun. Ein Fall beschäftigt die Gerichte seit vielen Jahren.

Mit dem Schlagstock gegen friedliche Fans

Am 9. Dezember jährt er sich zum zehnten Mal. Löwen-Fans, die ihn im Grünwalder Stadion miterlebten, erinnern sich mit dem größten Unbehagen zurück. Sie werfen Beamten des USK vor, friedliche Fans brutal angegriffen zu haben. Die Staatsanwaltschaft bestätigte später, dass es Hinweise gebe, dass "einzelne Beamte in unverhältnismäßiger Weise und ohne rechtfertigenden oder entschuldigenden Grund mittels Schlagstock auf unbeteiligte Besucher, zum Teil Kinder und Frauen, eingeschlagen hätten".

Doch die Beamten wurden nie ermittelt. Videos und Dateien verschwanden oder wurden zerstört. Die Ermittlungen wurden eingestellt. Seit 2015 liegt der Fall beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte. "Wir hoffen, dass bald entschieden wird", sagte Rechtsanwalt Marco Noli zur AZ. Er vertritt zwei Löwenfans, die den Einsatz vor zehn Jahren miterlebten.

Gegründet wegen zu vieler Ausschreitungen

1860-Fan Herbert Schröger war am 9. Dezember 2007 ebenfalls im Stadion. "Diese Geschichte hat mein Vertrauen in den Rechtsstaat nachhaltig erschüttert. Davor hätte ich so etwas in dieser Form nicht für möglich gehalten. Aber noch schlimmer war für mich, zu erleben, wie es im Nachhinein lief und dass die Beamten nie ermittelt wurden."

Das USK wurde gegründet, als es ab Mitte der 1980er Jahre auf Demonstrationen in Wackersdorf und anderswo immer häufiger zu gewalttätigen Ausschreitungen kam. Tragischer Höhepunkt war die Ermordung von zwei Polizisten (†43, 23) bei einer Demo gegen die Startbahn- West in Frankfurt am 2. November 1987.

Vorwürfe gegen zu aggressives Verhalten

Ein Autonomer hatte die Beamten erschossen. Nur vier Tage später wurde auf Initiative des damaligen Innenstaatssekretärs Peter Gauweiler beschlossen, eine "Beweissicherungs- und Zugriffseinheit" aufzustellen. Doch immer wieder werden Vorwürfe laut, dass die Spezialkräfte selbst aggressiv vorgingen und Gewalt auch von einzelnen Beamten ausginge.

Herbert Schröger nimmt kein Blatt vor den Mund. Er ist der Auffassung: "Diese Einheit bekleckert sich nicht unbedingt mit Ruhm. Wenn man regelmäßig ins Stadion geht, macht man leider öfter die Erfahrung, dass die Trouble suchen. Und es deutet viel daraufhin hin, dass vonseiten der Politik nichts unternommen wird, um solche unschönen Geschichten zu unterbinden."

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