3. Startbahn am Flughafen: "Absurde Prognosen"
Der Bund Naturschutz wirft dem Flughafen München im Streit um die 3. Startbahn Realitätsverlust vor – und fordert vom Freistaat, den Prozess ruhen zu lassen
Freising/München Der Flughafen München boomt: Knapp 600.000 Flugbewegungen gibt es im Jahr 2025, wenn nicht mehr. Freilich ist das nicht zu schaffen ohne eine dritte Startbahn. So sieht es zumindest die Flughafen München GmbH (FMG).
„Das ist absurd“, sagt Christian Magerl. „Ein völliger Realitätsverlust.“ Magerl ist Kreisvorsitzender beim Bund Naturschutz (BN) in Freising und Landtagsabgeordneter der bayerischen Grünen. Er sagt: Die Prognosen der FMG seien pure Fantasie.
Die aktuellen Zahlen geben ihm Recht. Zur Zeit verkehren in München gerade mal so viele Flüge wie im Jahr 2005. Seit 2008 werden es im Schnitt immer weniger. Im ersten Quartal 2013 gab es wieder einen starken Rückgang, die Aussichten für den Sommer sind ebenso negativ. „Die Deutsche Flugsicherung rechnet für 2025 mit maximal 480 000 Flugbewegungen“, sagt Magerl. „Eine dritte Startbahn ist nicht nötig.“
Das sieht die FMG anders. Die Zahl der Flüge und Passagiere entwickle sich in Wellen, sagt Flughafen-Sprecher Robert Wilhelm: „Wenn wie jetzt eine Krise herrscht, gehen die Zahlen zwar zurück, werden aber nach Beendigung der Krise deutlich schneller steigen.“ Die aktuellen Rechnungen des BN sei unseriös. Man halte die eigene Prognose nach wie vor für gültig.
Seit März streiten BN und FMG vor dem Verwaltungsgerichtshof in München über die Baugenehmigung für die milliardenteure Start- und Landebahn verhandelt. Der BN fordert von der Landesregierung als Haupteigentümer der FMG, den Prozess bis zur Landtagswahl im September ruhen zu lassen. Doch danach sieht es nicht aus – obwohl selbst bei einem Urteil für die FMG kein Bau möglich wäre.
Denn auch die Stadt München ist Mitglied der FMG – und alle OB-Kandidaten wollen sich nach der Stadtrats-Wahl im März 2014 an das „Nein“ der Münchner im Bürgerentscheid zur dritten Startbahn im letzten Jahr halten. Ohne einstimmigen Beschluss kann die FMG nicht bauen.
Vielleicht wird der Prozess am Ende nicht einmal ausgefochten. Die Verhandlungstermine sind bis Ende September festgesetzt. Nach einem Urteil drohen Revision und weitere Klagen. Der BN hofft darauf, dass es schon nach der Landtagswahl im Herbst eine politische Lösung gibt.
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