2,8 Millionen € verzockt

Den Börsenkurs mit Hilfe einer mathematischen Kurve berechnen, klingt so phantastisch wie die Vorhersage von Lottozahlen. Daran glaubten zwei Spekulanten, die nun wegen Betruges vor Gericht stehen.
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Angeklagt: Alfred N. (65) vor Gericht.
Torsten Huber Angeklagt: Alfred N. (65) vor Gericht.

MÜNCHEN - Den Börsenkurs mit Hilfe einer mathematischen Kurve berechnen, klingt so phantastisch wie die Vorhersage von Lottozahlen. Daran glaubten zwei Spekulanten, die nun wegen Betruges vor Gericht stehen.

Den Börsenkurs mit Hilfe einer mathematischen Kurve berechnen zu können, klingt so phantastisch wie die Vorhersage von Lottozahlen. Diplom-Ingenieur Tom G. (43, Name geändert) und Versicherungskaufmann Alfred N. (65) glaubten daran und verzockten bis 2007 so rund 2,8 Millionen Euro von gutgläubigen Anlegern. Seit gestern stehen die Spekulanten wegen Betruges in 141 besonders schweren Fällen vor dem Landgericht München II.

PC-Programm für Aktienvorhersagen

1995 gründeten sie die Firma Wertpapierdepotmanagement WDM mit Sitz in Rosenheim. Herr N. hatte Kontakt zu vermögenden Kunden. Ich machte den Aktienhandel", sagte Tom G., der zuvor Alfred N. von seinem PC-Programm für Aktienvorhersagen überzeugen musste: Ich habe meine Diplomarbeit bei Siemens gemacht, da haben die an so einem Programm getüftelt. Ich wollte es auch probieren. Herr N. hat mir ein bisschen Geld gegeben und ich habe die Summe an der Börse tatsächlich verdoppelt."

Alfred N. schob gleich 60 000 Mark (30 700 Euro) nach. Aber: Das Geld habe ich verloren. Herr N. meinte, dass sei kein Problem und wir sollten es probieren." 15 Prozent Rendite wurde versprochen. 20 Prozent vom Gewinn verlangten die Angeklagten. Schon im ersten Jahr haben wir nur Verluste gemacht", so Tom G..

Depotauszüge getürkt

Damit die Kunden nichts merkten, türkte Alfred N. die Depotauszüge mit fünf Prozent Gewinn. Um noch in die schwarze Zahlen zu kommen, beschäftigte sich Tom G. sogar auf seiner Hochzeitsreise mit den Kursen. Kein Wunder, dass ihre Ehe geschieden wurde", merkte der Vorsitzende Richter Ralph Alt an.

Das verlorene Geld sehen die Kunden wohl nie mehr wieder. Tom G. betreibt jetzt einen Weinhandel und verdient 1500 Euro im Monat, versucht die Schulden abzustottern. Alfred N. sitzt in U-Haft, hat seine Segelyacht in Südafrika verkauft und seine Eigentumswohnung hat die Bank. Der Prozess dauert an.

Torsten Huber

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