28-Jähriger tritt Kontrolleur Rolltreppe runter

Vorher zieht der Mann seine Hose runter. Das Opfer wird durch den Sturz schwer verletzt. Wie das Nachspiel vor gericht ausging.
von  John Schneider
Vor Gericht zeigt er Reue: Martin K. trat brutal zu.
Vor Gericht zeigt er Reue: Martin K. trat brutal zu. © jot

Vorher zieht der Mann seine Hose runter. Das Opfer wird durch den Sturz schwer verletzt. Wie das Nachspiel vor Gericht ausging.

München -  22. Januar, 7.50 Uhr: Ein junger Mann turnt am U-Bahnsteig Rotkreuzplatz auf dem Absperrgitter zum Tunnel herum – lebensgefährlich. Kontrolleur Markus K. (35) sieht das und ruft: „Was machen Sie da?” Der Betrunkene springt vom Gitter, zieht die Hose runter und provoziert den Kontrolleur mit Onanier-Bewegungen. Dann zieht er die Hose wieder hoch und läuft die Rolltreppe hinauf.

Markus K. will ihn stoppen und fragen, was das alles soll. Da dreht sich der Verfolgte um, nimmt Anlauf, hält sich am Geländer fest und tritt dem Verfolger mit beiden Füßen gleichzeitig gegen die Brust. Der Kontrolleur stürzt und verletzt sich schwer.

Wegen Beleidigung und gefährlicher Körperverletzung wurde Martin K. (28) am Dienstag am Amtsgericht zu 13 Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Die milde Strafe für die brutale Tat hat viel mit der ehrlichen Reue von Martin K. zu tun. Der Täter stellte sich selber, schrieb einen Entschuldigungsbrief. Der nicht vorbestrafte Mann bittet sein Opfer vor Gericht noch einmal persönlich um Verzeihung

„Ich weiß nicht, was mich da geritten hat. Es war eine schwierige Zeit, wegen der Probleme mit meiner Ex-Lebensgefährtin und meinem Studium.” Er habe zudem die ganze Nacht mit einem Freund gezecht, bis es morgens zu dem „Aussetzer” kam.

Markus K. wurde offenbar das unschuldige Opfer angestauter Aggressionen. Joachim Schwarzenau, der Anwalt des Täters, kündigte 500 Euro Schmerzensgeld für Markus K. an. Das reicht nicht. Das Gericht bestimmte als Bewährungsauflagen 1500 Euro Schmerzensgeld und 150 Stunden gemeinnützige Arbeit.

Das Opfer hat an den Folgen des Angriffs zu leiden. Nicht nur wegen der Narben in seinem Gesicht. „Ich hatte Todesangst”, beschreibt der 35-Jährige den Moment, als ihn der Angeklagte angriff. Noch heute sehe er manchmal die Schuhe vor seinem geistigen Auge. Benutzt er Rolltreppen hält er sich besonders gut fest, an Menschen gehe er nicht mehr nah ran. „Ich habe bis heute Kopfschmerzen wegen des Vorfalls.” 

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.