25, 40, 50 Jahre: Städtische Mitarbeiter feiern Jubiläum

Viele der rund 35 000 Mitarbeiter bleiben 25, 40 oder sogar 50 Jahre in ihrem Beruf. Wir haben fünf von ihnen gefragt, warum.
Irene Kleber |
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Launige Reden, Filme von früher und feine Häppchen: Die Jubilare der Stadt lassen sich im Alten Rathaus feiern.
Petra Schramek Launige Reden, Filme von früher und feine Häppchen: Die Jubilare der Stadt lassen sich im Alten Rathaus feiern.

Interessante Jobs, geregelte Arbeitszeiten, Karrierechancen – und klar, die Sicherheit: Jobs bei der Stadt München sind begehrt. Und wer mal einen hat, im Baureferat, bei der Stadtplanung, im Jugendamt oder beim Gartenbau, der wechselt so schnell nicht den Arbeitgeber:

Von den rund 35 000 städtischen Mitarbeitern bleibt ein riesiger Anteil über viele Jahre bei der Stadtverwaltung – und wechselt bestenfalls innerhalb der verschiedenen Referate den Job. Weil er Lust auf Veränderung hat, eine Gehaltserhöhung lockt oder die Karriereleiter ein bissl steiler nach oben führt. Insofern: Kein Wunder, dass mehr als die Hälfte aller Stadt-Mitarbeiter heute über 44 Jahre alt ist, ein Drittel sogar 50 Jahre und älter.

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In diesen Tagen werden nun 1200 Dienstjubilare gefeiert, die zusammen 31 650 Arbeitsjahre für die Stadt München tätig sind. 976 Kollegen sind seit einem Vierteljahrhundert dabei, 180 sogar schon seit 40 Jahren – und einer, der Katastertechniker Norbert Böer, der Anfang des Jahres in Rente ging, sogar seit 50 Jahren.

„Da ist eine optimale Personalbindung gelungen“, scherzte Bürgermeister Josef Schmid (CSU) gestern, als er zusammen mit Personalreferent Thomas Böhle (SPD) die Jubilare im Saal des Alten Rathauses hochleben ließ. Mit einer launigen Rede, witzigen Film-Einsprengseln von anno dazumal und feinen Häppchen. Wir haben einige Geehrte gefragt, was genau sie eigentlich arbeiten – und was sie so lange in ihrem Job gehalten hat.

 

„100 000 Fotos von München“

 

 

Norbert Böer (65), Bild-Archivar im Planungsreferat

„Ich war 14, als ich 1965 meine Lehre im städtischen Vermessungsamt angefangen habe, im Hochhaus an der Blumenstraße. Dort war der Paternoster damals schon ein Hit für uns Jugendliche. Von meinem Lieblingsfenster im 11. Stock des Treppenhauses habe ich oft auf die Stadt hinuntergeschaut und gesehen, wie sie sich verändert. Wie der Olympiaturm gewachsen ist oder das BMW-Hochhaus. Ab 1978 durfte ich mich Beamter auf Lebenszeit nennen, da habe ich schon in der Stadtplanung gearbeitet, baute ein Bildarchiv auf, fotografierte städtische Bauvorhaben in verschiedenen Stadien und zeigte die Bilder in Diashows bei Stadtratssitzungen. Ich war 35 Jahre lang verantwortlich für das Bildarchiv und habe in der Zeit 100 000 Bilder gemacht, obwohl, ich den Beruf des Fotografen nie gelernt habe. „Ich hatte das Glück, mein Hobby zum Beruf machen zu können.“

 

„Kein Tag langweilig“

 

 

Maria Kastner (52), Chemikerin und Abteilungsleiterin im Baureferat

„Mit 29 Jahren, nach dem Studium, habe ich beim U-Bahnbau angefangen. Damals haben wir immer dort, wo ein neuer U-Bahnhof gebaut werden sollte, den Boden auf Altlasten wie Kriegsschutt untersucht und dafür gesorgt, dass richtig entsorgt wird. Heute bin ich beim Tiefbau für Umwelttechnik und Qualitätssicherung zuständig und führe 50 Mitarbeiter. Was ich mag: In meinem Job ist kein Tag ist wie der andere. Mir ist nie langweilig. Und ich liebe meine Kollegen.“

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„Sichere Arbeit“

 

 

Zeynel Aynaci (54), Mitarbeiter am städtischen Kompostplatz

„Ich kam Ende der 1980-er Jahre ohne Berufsausbildung aus der Türkei nach München. 1990 konnte ich beim Gartenbauamt als einfacher Helfer anfangen und Blumen einpflanzen. Danach wechselte ich in die Werkstatt und habe 24 Jahre lang Rasenmäher oder Bagger repariert, Jetzt arbeite ich am Kompostplatz, wir machen Gartenschnitt und Laub neue Erde. Ich mag, was ich mache. Ich habe eine sichere Arbeit und bekomme gutes Geld dafür. Was will man sich mehr wünschen?“

 

„Ich liebe meine Stadt“

 

 

Gönül Sahin (56), Streetworkerin beim Stadtjugendamt

„Ich habe 1990 bei der Stadt angefangen, damals noch beim Gesundheitsreferat. Es war die Zeit, als Aids ein neues und großes Thema war, und die Frage, wie man sich davor schützt, viele Menschen umgetrieben hat. Ich bin damals mit dem Team durch Münchens Discos gezogen. Wir haben junge Leute angesprochen, von denen wir fürchten mussten, dass sie ihre Sexualpartner wechseln, ohne sich zu schützen. Wir haben informiert und aufgeklärt und geholfen – das war eine schöne Aufgabe. Heute arbeite ich im Nordosten von München als Streetworkerin und kümmere mich immer noch um junge Leute. Es gibt Jugendliche, die sich selbst überlassen sind, viele Probleme haben und nicht wissen, wie es weitergehen soll und denen ich helfen kann, indem ich sie berate und sie an die richtigen Stellen vermittle. Warum ich das seit so vielen Jahren mache? Ganz einfach: Weil ich gern mit jungen Leuten arbeite und weil ich meine Stadt liebe.“

 

„Spannend, was aus meiner Lehre wurde“

 

 

Hans Koppold (57), Finanzfachmann im Sozialreferat

„Ich habe 1975 eine Lehre als Fachangestellter für Arbeitsförderung gemacht, um Arbeitssuchende zu beraten. Und dann ein Studium in Arbeitsverwaltung draufgesattelt. Was sich daraus entwickelt hat, war spannend: Nach der Wende wurde ich in die neuen Bundesländer geschickt, um die Kollegen zum Beispiel in Leipzig und Plauen zu beraten, wie man eine moderne Verwaltung aufbaut, das hat mir großen Spaß gemacht. Heute verwalte und plane ich den 100-Millionen-Euro-Etat im Jobcenter – und ich mag meinen Job sehr.“

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