240.000 Euro Kaution: Verrückte Geschichte verbindet die Band Oasis mit München

Noel und Liam Gallagher planen ein Comeback von Oasis. Die AZ erinnert sich deshalb an ein Stück München- und Popgeschichte zurück. Die Überschrift im damaligen Polizeibericht: "Englische Rockband Oasis nach Schlägerei in München festgenommen." Was war da los?
von  Britta Schultejans, Ralph Hub
Ein Jahr nach der Schlägerei, 2003, spielen Liam Gallagher (r.) und Noel Gallagher ein Konzert im Zenith.
Ein Jahr nach der Schlägerei, 2003, spielen Liam Gallagher (r.) und Noel Gallagher ein Konzert im Zenith. © imago/Bernd Müller

München – Wenn Hotelchefin Innegrit Volkhardt in Großbritannien unterwegs ist, um Werbung zu machen für ihren Bayerischen Hof, dann wird sie oft auf eine legendäre Nacht vor über zwei Jahrzehnten angesprochen: Denn damals, am 1. Dezember 2002, wurde in ihrem Münchner Nobelhotel Musikgeschichte geschrieben – "weil das ja mehr oder weniger das Ende von Oasis war". Zumindest der Anfang davon.

Wildes Aufeinander: Sogar Absperrpfosten im Spiel

"Die haben sich aufgeführt wie Schwein", zitierte der "Spiegel" damals einen Polizeisprecher. "Englische Rockband Oasis nach Schlägerei in München festgenommen", hieß es ein wenig nüchterner im offiziellen Polizeibericht. Nüchtern war aber wohl bei diesem Ereignis wirklich nur der Bericht der Polizei.

"Das war schon ein wildes Aufeinander zwischen Oasis und der anderen Gruppe", sagt Volkhardt rückblickend. Sie war damals im Urlaub, wie sie sagt. Aber danach habe sie sich die Videos der Überwachungskamera angeschaut. "Man hat da auf der Kamera nur einen großen Haufen gesehen."

Der Bayerische Hof am Tag nach der Schlägerei.
Der Bayerische Hof am Tag nach der Schlägerei. © picture alliance/dpa

Wie die Polizei berichtete, war sogar ein über fünf Kilo schwerer Absperrpfosten des Hotels im Spiel. Um kurz nach zwei Uhr in der Früh ging die Auseinandersetzung im Nachtclub des Hotels los, wie es im Polizeibericht heißt: "Im Verlauf dieses Streits wurde einer der Musiker geschubst und stürzte auf den Tisch anderer Gäste."

Als die nun versuchten, "den ungebetenen Gast wieder loszuwerden", seien plötzlich alle Bandmitglieder auf die Gruppe losgegangen.

Mitarbeiter rufen die Polizei

"Die Jungs sahen aus wie Bauarbeiter und haben sich auch so benommen", berichtete damals ein Zeuge der AZ. Hotelmitarbeiter hätten versucht, den Streit zwischen den Männern zu schlichten. Das habe aber nur wenig genützt. "Plötzlich ging es richtig rund", berichtete der damals 31 Jahre alte Zeuge im AZ-Gespräch.

"Es flogen Möbel, Vitrinen gingen zu Bruch, die prügelten sich quer durch die Bar". Benutzt hätten sie dabei alles Greifbares - wie eben den schon erwähnten Absperrpfosten.

So hat die AZ am 2.12.2002 berichtet.
So hat die AZ am 2.12.2002 berichtet. © AZ


Die Mitarbeiter riefen die Polizei. "Einer der eingesetzten Beamten wurde von Liam G., dem Frontman der Band, mit voller Wucht gegen die Brust getreten und hierbei leicht verletzt", steht im Polizeibericht. Dieser "Liam G." wurde daraufhin gemeinsam mit zwei weiteren Bandmitgliedern – darunter allerdings nicht sein Bruder Noel G. – festgenommen und musste eine Nacht im Gefängnis verbringen.

Er wurde sogar in Handschellen abgeführt. "Er wollte weder Arzt, noch Alkoholtest", sagte ein Polizeisprecher damals der AZ. Dass es sich bei "Liam G." um Liam Gallagher handelte, war – vor allem angesichts der Tatsache, dass die Polizei sofort den Bandnamen veröffentlichte – schon kurz nach dem Vorfall kein Geheimnis mehr.

Bild von Liam ohne Schneidezähne? 

In der Fotoredaktion der Abendzeitung standen am nächsten Tag die Telefone nicht mehr still. Jede britische Boulevardzeitung rief an und wollte wissen, ob es nicht ein Foto von der Schlägerei gebe, am besten eines mit Liam ohne Schneidezähne. Doch auch wenn viele tausend Pfund geboten wurden, niemand hatte den nächtlichen Vorfall festgehalten.

Zahlung von rund 240.000 Euro Kaution

Heute will Gallagher nicht mehr über jenen Abend reden. Was er von dem Abend und dem Einsatz der Münchner Polizei hielt, hat er allerdings häufig schon kundgetan – und den Beamten unter anderem vorgeworfen, sie hätten zwei seiner Schneidezähne auf dem Gewissen.

Zu dem Prozess um jenen legendären Party-Abend später am Amtsgericht erschien die Band nicht. Die Musiker waren nach Zahlung von rund 240.000 Euro Kaution nach Hause geschickt worden.

Das Verfahren gegen Gallagher wegen Körperverletzung und Widerstands bei der Festnahme wurde später gegen eine Geldauflage von 50.000 Euro eingestellt. Die Deutschland-Tournee aber, auf der die Band sich befand, wurde abgebrochen.

Das Konzert im Zenith fiel aus. Die Band sei "Opfer einer unverschuldeten Attacke" geworden, hieß es. Rund eine Woche später meldete die "News of the World": Liam Gallagher hat neue Zähne. 20.000 Pfund sollen die ihn gekostet haben.

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