24 Zug-Ausfälle! - Grippe-Welle bremst S-Bahn aus

70 Lokführer liegen mit Grippe flach. Die S-Bahn streicht "Taktverstärker" auf der Linie der S2 und der S8. Über 20 Züge fallen am Mittwoch aus. In den nächsten Tagen wird's kaum besser werden.
von  Nina Job
Die Grippewelle führt bei der S-Bahn zu vielen Zugausfällen.
Die Grippewelle führt bei der S-Bahn zu vielen Zugausfällen. © dpa

70 Lokführer liegen mit Grippe flach. Die S-Bahn streicht "Taktverstärker" auf der Linie der S2 und der S8. Über 20 Züge fallen am Mittwoch im Berufsverkehr aus. In den nächsten Tagen wird's kaum besser werden.

München -
Eine Grippe kommt überfallartig, wie aus dem Nichts. Plötzliches Fieber, manchmal mit Schüttelfrost, Reizhusten und starke Kopf- und Gliederschmerzen sind typische Symptome. Die Kranken fühlen sich extrem schwach. Die Influenza hat Hochsaison – und besonders schlimm hat es offenbar die Münchner S-Bahn erwischt: Wie die Deutsche Bahn gestern mitteilte, sind 70 Lokführer erkrankt. „Das sind mehr als zehn Prozent“, sagte DB-Sprecher Franz Lindemair zur AZ. „In den nächsten Tagen muss mit Zug-Ausfällen gerechnet werden.“

Anfang der Woche waren bereits 60 Lokführer und Lokführerinnen krank gemeldet, dann kamen innerhalb von nur 24 Stunden zehn neue Krankschreibungen dazu. Da konnte auch die beste Personalplanung nicht mehr alles ausbügeln und den hohen Ausfall an Mitarbeitern kompensieren. „So einen hohen Krankenstand hatten wir das letzte Mal Anfang des vorigen Jahrzehnts“, erinnert sich der Bahnsprecher. Die Folge der Grippewelle: Allein gestern fielen mehr als 20 Züge aus – weil es keine Fahrer für sie gab. „Aus betrieblichen Gründen“, lautete die Erklärung auf den Seiten der Bahn im Internet.

„Auch für die kommenden Tage müssen wir leider mit krankheitsbedingten Zug-Ausfällen rechnen“, bedauert der Bahnsprecher. Gestern bekamen die Fahrgäste, die mit der S 8 und der S 2 fahren wollten, die Auswirkungen zu spüren. Schon im morgendlichen Berufsverkehr zwischen 6 und 9 Uhr fielen acht Züge in Richtung Germeringchen aus. Der sogenannte Taktverstärker konnte nicht eingehalten werden, die S-Bahnen fuhren nur alle 20 statt alle 10 Minuten. Auch eine S 2 fiel mangels Personal aus. Nachmittags fielen erneut die „Taktverstärker“ aus, noch einmal rund 15 Züge auf den Linien der S 2 und der S 8.

„Wir versuchen, die Auswirkungen für die Fahrgäste möglichst gering zu halten. Aber bei ungefähr 1000 S-Bahn-Fahrten zwischen 4 Uhr früh und 2 Uhr nachts muss auch tagsüber mit einzelnen Zugausfällen gerechnet werden“, sagte Lindemair.

Wie üblich bei einem hohen Krankenstand setzen die S-Bahn-Chefs derzeit auch Angestellte ein, die in der Verwaltung arbeiten und eine Lokführer-Zulassung haben. So sprangen am Mittwoch zwölf Kollegen ein. Auch wurde den Mitarbeitern nahe gelegt, die in der Faschingswoche in den Urlaub fahren wollten, ihre Pläne zu verschieben.

Warum ausgerechnet die Lokführer, die ja meist alleine im Führerstand ihres Zuges sitzen, so von der Influenza heimgesucht werden, dafür haben die Bahn-Verantwortlichen keine Erklärung. Zwar kommen alle Zugführer bei Arbeitsbeginn in die Einsatzstelle am Ostbahnhof, doch wenn dort ein Grippehort wäre, hätte es auch die Verwaltungsangestellten dort massiv treffen müssen. Dem ist aber nicht so.

Bei der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) und ihren rund 1600 U-Bahn-, Bus- und Trambahnfahrern hat die Grippewelle glücklicherweise noch nicht derart gewütet. „Auch wir haben mehr Krankheitsfälle als sonst, aber bislang schaffen wir es noch ganz gut. Probleme bekommen wir erst, wenn die Grippe weiter so um sich greift“, sagte MVG-Sprecher Matthias Korte zur AZ.

Die Bahn bietet ihren Mitarbeitern übrigens alljährlich im Herbst eine Grippeschutzimpfung an. Doch in dieser Influenza-Saison mit dem als besonders aggressiv geltenden H3N2-Erreger schützt auch die Impfung nicht unbedingt vor Ansteckung. „Dieses Mal passt leider die wesentliche Komponente im Impfstoff nicht. Das ist natürlich ungünstig, kommt aber vor“, erklärt Biologin Susanne Glasmacher vom Robert-Koch-Institut. „Die Wirkung des Impfstoffs ist in diesem Jahr nicht so groß wie gewünscht.“

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